Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

Teil 6

Wasser-Verbund für Koblenz und Umgebung

 

1. Das wichtigste Lebensmittel

 

Koblenz heute: Kaltes und warmes Wasser sind selbstverständlich, ebenso wie die Badewanne oder die tägliche Dusche. Die Wohnungen sind geheizt, Elektrogeräte erleichtern lästige Routinearbeiten. Das Selbstverständlichste ist für uns jedoch das Trinkwasser. Es ist so selbstverständlich, dass sich nur eine Minderheit in der Bevölkerung der Mühen, des enormen technischen Aufwandes, und der immensen finanziellen Aufwendungen bewusst ist, die erforderlich sind, um eine auch nach modernen Maßstäben gute Qualität sicherzustellen. Um bei der Trinkwasserversorgung deutschen und europäischen Standards zu genügen, bedarf es leistungsfähiger Allianzen, die Geld, Wissen und einen großen Erfahrungsschatz einsetzen, um auch in Zukunft eine gleich bleibende Versorgung mit dem wichtigsten Lebensmittel zu garantieren. Dazu gehören die „Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein GmbH“ (VWM). In diesem privatrechtlich organisierten Unternehmen haben sich seit dem 1. Januar 1986 die früher eigenständigen Wasserversorger der Städte Koblenz und Lahnstein sowie die Verbandsgemeinde Vallendar zusammengeschlossen. Ihr Einzugsbereich hat eine Größe von rund 170 Quadratkilometern. Darin werden 140.283 Einwohner (Stand 2006) mit dem wichtigsten Lebensmittel versorgt.1

 

 

1.1 Energieversorgung Mittelrhein

 

Da das Versorgungsgebiet der VWM durch Rhein, Mosel, Lahn und die vielen Nebentäler uneinheitlich gegliedert ist, wurde dieser Bereich in 62 in sich geschlossene Druckzonen aufgeteilt. Höhenunterschiede von rund 320 Metern sind nur mit einer Vielzahl von Pumpwerken, Druckminderungen und Speicheranlagen zu bewältigen. Auf diese Weise erhält jeder Verbraucher seine individuelle Menge Trinkwasser, die mit ausreichendem Druck – der zum Schutz der Installationen nicht zu hoch sein darf – in die Haushalte gelangt. Die Betriebsführung der Vereinigten Wasserwerke hat die „Energieversorgung Mittelrhein GmbH“ (EVM) übernommen, die heute nicht nur für den Geschäftsbereich der VWM zuständig ist, sondern auch für die Trinkwasserversorgung in Bad Breisig, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Grafschaft und Remagen. 2002 übernahm das Unternehmen darüber hinaus die Energie- und Trinkwasserversorgung in Cochem. Die Gesamtlänge der von der EVM betreuten Wasserleitungen beträgt 2393,1 Kilometer, die Wasser-Gesamtabgabe rund 14,254 Kubikmeter.2

 

Rund 1000 Kilometer des von der EVM betreuten Rohrnetzes liegen im Versorgungsgebiet der VWM.3 Dort werden jährlich rund neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser abgegeben. Die EVM betreibt für Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des wichtigsten Lebensmittels elf Brunnen, acht Quellen, vier Aufbereitungsanlagen, 27 Pumpwerke und Druckerhöhungsanlagen sowie 53 Hochbehälter. Zu den wichtigsten Bauwerken gehört der Düker zwischen Koblenz und Ehrenbreitstein, der sieben Meter unter der tiefsten Stelle des Rheins das westliche und das östliche Ufer mit einem begehbaren Stollen verbindet und Ver- und Entsorgungsanlagen der VWM, des Koblenzer Eigenbetriebs Stadtentwässerung und der Post enthält. Auch für den Notfall wurde gesorgt. Zusätzlich stehen dann noch einmal fünf Brunnen und sieben Quellen als Reserve bereit (die Quelle Stolzenfels ist heute außer Betrieb). Diese Vorsichtsmaßnahme entspricht den Vorschriften des Wassersicherstellungsgesetzes.

 

Trotz der großen Leistungsfähigkeit der eigenen Anlagen „importieren“ die VWM Trinkwasser von der Wasserwerk Koblenz-Weißenthurm GmbH, vom Wasserzweckverband Rhein-Hunsrück sowie von den Verbandsgemeinden Weißenthurm und Bad Ems. Alle technischen Einrichtungen sind auf Tage mit Maximalbedarf ausgerichtet, der bei längeren Trockenperioden täglich mehr als 35.000 Kubikmeter Wasser erreichen kann.

 

Durch umfassende Baumaßnahmen wurde zwischen Koblenz, Lahnstein und der Verbandsgemeinde Vallendar ein System geschaffen, das auch bei Störfällen die Versorgungssicherheit jederzeit deutlich erhöht. Ein großer Teil des Trinkwassers im Geschäftsbereich der VWM wird in einer Tiefe von rund 22 Metern aus dem Grundwasserstrom entnommen, der den Rhein begleitet. Um die Wasservorkommen zu schützen, wurden vom Staat Wasserschutzgebiete ausgewiesen, in denen alle Tätigkeiten verboten sind, die die Beschaffenheit des Trinkwassers nachteilig beeinflussen können. Darüber hinaus werden ständig Qualitätskontrollen durchgeführt.

 

Die Stadt Koblenz organisiert die örtliche Versorgung mit Gas und Wasser über privatrechtlich organisierte Gesellschaften oder Unternehmensbeteiligungen. Die entscheidenden Weichen wurden mit der Gründung der „Gasfernversorgung Mittelrhein“ (GFM) gestellt. Das Beteiligungsunternehmen der Stadt Koblenz war Vorläufer der heutigen Energieversorgung Mittelrhein. Die GFM wurde am 23. Januar 1928 im Koblenzer Handelsregister eingetragen.4 Das Startkapital betrug eine Million Reichsmark. Beteiligt waren drei Partner. Ziel der Gründer: Aufbau eines leistungsfähigen regionalen Unternehmens. Als Hauptpartner brachte die Stadt Koblenz das große gemeindeeigene Gaswerk ein. Ebenfalls beteiligt wurde die „Gasversorgungsgesellschaft Koblenz“ (GAKO), in der sich die Stadt mit den Nachbarkommunen zusammengeschlossen hatte. Hierdurch wurden die kleineren Gaseigenerzeugungen in Vallendar und Horchheim mit den angeschlossenen Ortsversorgungen in Pfaffendorf, Ehrenbreitstein und Niederlahnstein einbezogen. Der dritte Partner, die „Thüringer Gasgesellschaft“ (ThGG) mit Sitz in Leipzig hatte rechts- und linksrheinisch mehrere Ortsversorgungen für Gas und Strom durch Kauf oder Pacht erworben und mit weiteren Neuerschließungen zu einer Werksgruppe vereinigt. Neben Bendorf (seit 1903) gehörten die Gemeinden Sayn, Mülhofen und die Stadt Andernach zum Versorgungsgebiet der Gesellschaft. An die Stelle der ThGG trat 1931 die „Rhenag Rheinische Energie AG.“ Die Kölner Aktiengesellschaft war eine Tochtergesellschaft des Thüringer Unternehmens und übernahm deshalb die Geschäfte im rheinischen Raum.

 

Die Aktivitäten des neuen Unternehmens sollten nicht auf die Gasversorgung beschränkt bleiben. Die eingangs beschriebene Betriebsführung der Koblenzer Wasserversorgung ging bereits mit dem Vertrag vom 29. Oktober 1930 auf die GFM über (siehe S. 179f).  Es lag nahe, das neue Geschäftsfeld der Gesellschaft auch im Unternehmensnamen auszudrücken. 1934 firmierte die GFM schließlich zur Energieversorgung Mittelrhein GmbH (EVM) um. Die EVM ordnete ihre Versorgungen nach verschiedenen Rechtsverhältnissen. Hierzu zählen Eigenwerke, Pachtwerke, Betriebsführungen und Beteiligungen.

Die EVM ist heute das größte regionale Gasversorgungsunternehmen im nördlichen Rheinland-Pfalz. Mit ihrem Versorgungsgebiet, das von der Vulkaneifel bis an die Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen reicht, erfüllt die EVM wichtige Aufgaben in den Bereichen Erdgas, Trinkwasser, Abwasser – und in der Stadt Cochem Strom. Für die VG Bad Breisig – mit Ausnahme der Gemeinden Gönnersdorf und Waldorf sowie für die Stadt Remagen übernimmt sie darüber hinaus die Abwasserentsorgung.

 

Trotz der umfassenden Neuordnungen auf den Energiemärkten seit dem Jahr 2000 ist die Stadt Koblenz über ihre Stadtwerke mit rund 54 Prozent Mehrheitsgesellschafter der EVM. Die restlichen Anteile halten Tochterunternehmen international agierender Konzerne. Im Zuge der Fusion von Preußen-Elektra und Bayernwerk (2000) zu einer Tochter des E.ON-Konzerns (E.ON Energie AG) einerseits und VEW und RWE andererseits mussten die Beteiligungen dieser Unternehmen neu aufgeteilt werden, was auch an der EVM nicht spurlos vorbeiging. So wurde die Ruhrgas AG als EVM-Hauptlieferant und Beteiligungsunternehmen 2003 ein Teil des E.ON-Konzerns. Außerdem wurde das ebenfalls an der EVM beteiligten Unternehmen „rhenag“ in zwei neu gegründete Gesellschaften aufgespaltet. Dies sind die namensgleiche rhenag Rheinische Energie AG als Tochter der RWE Rhein-Ruhr AG und die zur E.ON Ruhrgas AG gehörende Thüga Beteiligungen AG (ThüBet). Die ThüBet brachte 2002 das aktive Geschäft der alten „rhenag“ im Bereich Cochem in die EVM ein. Außerdem hat sie ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Gasversorgung Westerwald GmbH (GVW), Höhr-Grenzhausen, auf die EVM übertragen. Die GVW ist somit 100-prozentige Tochter der EVM, bleibt aber eine eigenständige Gesellschaft.5

 

 

1.2 Anlagen für die Wasserversorgung

 

Handelte es sich bei den frühen dezentralen Wasserversorgungsanlagen um einfach konzipierte Einrichtungen, sollte sich das nach dem Zweiten Weltkrieg ändern. Der steigende Verbrauch sowie die wachsenden Qualitäts- und Hygieneanforderungen führten zum Bau von ausgeklügelten Systemen. Im Folgenden sollen die gängigen Komponenten und Aufbereitungsverfahren in einem typischen Grundwasserwerk kurz erläutert werden. Dort ist die Aufbereitung in der Regel wesentlich einfacher als bei den Anlagen zur Behandlung von Oberflächenwasser.6

1.2.1 Pumpwerke

 

Der Versorgungsdruck bei den Wasserabnehmern muss sich in bestimmten Grenzen bewegen, weshalb die großen Höhenunterschiede im Stadtgebiet durch Unterteilung in Druckzonen überbrückt werden müssen. Jeder Druckzone ist in der Regel ein Wasserbehälter zugeordnet. Die benötigten Wassermengen werden den einzelnen Zonen durch Pumpwerke zugeführt, wenn man von kleinen Quellen absieht, die mit natürlichem Gefälle zufließen. Die Pumpwerke mit Wassergewinnung stellen das Wasserdargebot zur Verfügung. Das Zwischenpumpwerk ist ein Pumpwerk ohne eigene Wassergewinnung, jedoch ausgestattet mit allen technischen Anlagen zum Höhertransport des Wassers.

 

Diese Pumpwerke bringen das Wasser über Hauptzubringerleitungen in die Versorgungsgebiete und die zugehörigen Behälter. Das bedingt bei dem weiträumigen Koblenzer Gebiet neben Behältern und Pumpwerken lange und oft schwierig zu verlegende Rohrleitungen. Innerhalb der öffentlichen Wasserversorgung haben Pumpwerke auch die Aufgabe, entweder über Drehzahlregelung einen kontinuierlichen Druck im Wasserversorgungssystem aufrecht zu erhalten oder Wassertürme beziehungsweise Hochbehälter zu füllen. Gemäß den technischen Vorschriften und Richtlinien wird heute bei Wohnbauten ein Wasserdruck von 2,5 bar an der Übergabestelle in eingeschossiger Bauweise als ausreichend angesehen. Der maximale Druck beim Kunden sollte im Normalfall sechs bar nicht überschreiten, da andernfalls Probleme mit Haushaltsgeräten, wie zum Beispiel Waschmaschinen, Geschirrspülern und Durchlauferhitzern auftreten könnten. 7

 

 

1.2.2 Hochbehälter

 

Hochbehälter dienen zur Speicherung von Trinkwasser und sind im Allgemeinen so angeordnet, dass die Kunden trotz bestehender Höhendifferenzen einen gleich bleibenden Druck in ihrer Hausinstallation haben. Außerdem erfüllen Hochbehälter folgende Aufgaben:

 

* Vorhalten einer ausreichenden Feuerlöschreserve zur Bekämpfung von Bränden.

* Ausgleich der Verbrauchsspitzen. Hintergrund: Besonders in den Sommermonaten entsteht kurzfristig ein Spitzenverbrauch, der von bestehenden Wasserwerkskapazitäten nicht abgedeckt werden kann. Die entstandenen Fehlmengen werden in diesen Fällen aus den Hochbehältern entnommen. Bei kurzzeitigem Ausfall des Wasserwerks – zum Beispiel bei Stromausfall – erfolgt die Trinkwasserversorgung ausschließlich über die Hochbehälter.

* Durch Minimierung der Tagesförderung und einer verstärkten Nutzung des im Hochbehälter gespeicherten Trinkwassers tagsüber ist es möglich, den Behälter in den Nachtstunden zu füllen, wobei die Wasserversorger von Nachtstromtarifen profitieren können.

 

 

1.2.3 Brunnen

 

Brunnen sind technische Bauwerke, die der Erschließung von Grundwasser dienen. Im Wesentlichen gibt es zwei Haupttypen: den Horizontal- und den Vertikalbrunnen. Der Vertikalbrunnen wird senkrecht bis in die Grundwasser führenden Schichten gebohrt. Der Ausbau erfolgt mit gelochten oder geschlitzten Filterrohren, durch die das Wasser in den Brunnen treten kann. Das auf diese Weise erschlossene Grundwasser wird dann mittels Pumpen gefördert. Bei sehr guten Grundwasserleitern können Horizontalfilterbrunnen eingesetzt werden. Bei diesem System wird ein Brunnenschacht abgeteuft, der je nach technischer Ausführung einen Durchmesser von zwei bis vier Metern hat und auf der Sohle des Grundwasserleiters endet. Aus diesem Schacht werden in den zur Wasserförderung geeigneten Schichten sternförmig horizontal verlaufende Filterstränge in den Untergrund eingebracht. Die Länge dieser Filterstränge hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab; allgemein üblich sind Filterstrecken zwischen 20 und 60 Metern. Die Filterstränge füllen den eigentlichen Brunnenschacht, wo eine oder mehrere Pumpen zur Förderung des Grundwassers installiert sind. Horizontalbrunnen haben einen entscheidenden Vorteil: Stimmen die geologischen Voraussetzungen, garantieren sie bei vergleichsweise geringem Platzbedarf eine deutlich höhere Förderleistung als Vertikalbrunnen.

 

 

 

 

1.2.4 Wasserwerk und Aufbereitungsanlagen

 

Als Wasserwerk werden die Einrichtungen bezeichnet, von denen aus das über Brunnen entnommene Grundwasser oder das oberflächig austretende Grundwasser (Quellen) entweder mit oder ohne Aufbereitung an die Kunden als Trinkwasser abgegeben wird. Entspricht das vorhandene Roh-, Grund- oder Quellwasser – nicht den Anforderungen der aktuellen Trinkwasser-Verordnung und der DIN 2000, muss dieses Wasser aufbereitet werden. In der Aufbereitungsanlage, die dann Bestandteil eines Wasserwerkes ist, wird aus dem örtlich vorhandenen Rohwasser Trinkwasser hergestellt, das allen gesetzlichen Anforderungen genügt.

 

 

1.2.5 Natürliche Aufbereitungsverfahren

 

Bei natürlichen Aufbereitungsverfahren handelt es sich in erster Linie um Filter, mit denen technisch störende Wasserinhaltsstoffe aus dem Rohwasser entfernt werden. Als Beispiel sei hier die Enteisenung und Entmanganung der Rohwässer genannt. Eisen und Mangan sind wegen ihres geologischen Ursprungs in besonders vielen Rohwässern enthalten. Die Entfernung beider Stoffe geschieht durch Sandfilter (die sich in Betriebs- und Bauweise unterscheiden können), nachdem durch die Sauerstoffanreicherung des Grundwassers Eisen- und Manganionen zur Oxidation gebracht wurden.8

 

Ebenfalls natürlichen Ursprungs ist oftmals ein hoher Gehalt an Kohlensäure im Trinkwasser. Kohlensäure, die im Mineralwasser als angenehm empfunden wird, verhindert in der öffentlichen Wasserversorgung die Bildung einer korrosionshemmenden Schutzschicht, was Transport- und Hausanschlussleitungen sowie Hausinstallationen betrifft. Vor der Verteilung des Trinkwassers muss also diese Kohlensäure so weit entfernt werden, dass keine störenden Einflüsse auf die Leitungen mehr befürchtet werden müssen. Durch einen intensiven Kontakt des Rohwassers mit Sauerstoff nach dem Prinzip des Gastaustauschs, zum Beispiel über eine Verdüsungsanlage, wie sie zum Beispiel im Wasserwerk „Oberwerth“ eingesetzt wird.9 Eine Alternative ist die Filtration über dolomitisches Material.10

 

 

1.2.6 Physikalische und chemische Verfahren

 

Wegen vielfältiger äußerlicher Einflüsse entspricht das Rohwasser hinsichtlich seiner Beschaffenheit oft nicht den Anforderungen der Trinkwasserverordnung (TVO).11 In Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsämtern wird deswegen das Wasser vor Abgabe an den Kunden desinfiziert. Im Allgemeinen kommt dabei Chlor oder Ozon zur Anwendung. Die Entscheidung, ob eine Desinfektion erforderlich ist, obliegt den jeweils zuständigen Gesundheitsämtern. Gelangen Chemikalien oder andere Fremdstoffe in das Rohwasser, kommen zum Beispiel Aktivkohlefilter zum Einsatz.12

 

 

1.2.7 Wasserschutzgebiete

 

Die rechtliche Grundlage für die Festsetzung von Wasserschutzgebieten stellt bundeseinheitlich das Wasserhaushaltsgesetz her.13 Auf Basis dieses Gesetzes regelt das Landeswassergesetz Rheinland-Pfalz das förmliche Verfahren und die Zuständigkeiten.14 Danach sind überall dort Schutzgebiete auszuweisen, wo Wasser für die öffentliche Trinkwasserversorgung gewonnen wird. Schutzgebiete werden in der Regel in drei Zonen gegliedert:

 

* Fassungsbereich – Zone I

* engere Schutzzonen – Zone II

* weitere Schutzzonen – Zone III

 

Die erste Zone soll im Eigentum der Wasserversorgungsunternehmen stehen und nur für Befugte zugänglich sein. In der zweiten Zone sind im Wesentlichen nur land- und forstwirtschaftliche Nutzungen erlaubt. Es gelten jedoch Düngebeschränkungen und Einschränkungen für den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. In Zone III dürfen Wohnsiedlungen errichtet sein. Für Industrie- und Gewerbeansiedlungen gelten jedoch erhebliche Einschränkungen. Eine ordnungsgemäße Kanalisation wird vorausgesetzt.15

 

 

2. Aufbauleistungen

 

B

ereits vor dem Krieg versorgte das Wasserwerk „Oberwerth“ die Mehrzahl der Koblenzer Stadtteile. Im Einzelnen waren dies die Innenstadt, Moselweiß, Lützel, Neuendorf und Wallersheim. Auch die damals noch nicht dicht bebaute Karthause wurde von den vier Pumpstationen beliefert. Metternich besaß dagegen eine eigene Wasserversorgung. Bereits 1935 hatte man den Ausbau der Anlagen auf der Karthause ins Auge gefasst. Aus diesem Grunde wurde die Erweiterung des Hochbehälters „Simmerner Straße“ geplant. Sein Fassungsvermögen sollte von 2800 auf insgesamt 5000 Kubikmeter verdoppelt werden. Obwohl Probebohrungen, Grunderwerb und Berechnungen bereits abgeschlossen waren, verzichteten die Verantwortlichen auf die Verwirklichung des Projektes. Es sollte erst nach dem Krieg Gestalt annehmen.16

 

Vor den Bombennächten des Jahres 1944 war die Karthause wie folgt an das Wasserwerk „Oberwerth“ angeschlossen: An der Chlodwigstraße zweigte eine Leitung ab, die zum Hochbehälter „Simmerner Straße“ führte. Neben diesem Hochbehälter stand ein Pumpwerk, das die Karthause mit Wasser versorgte. In dem Werk waren zwei Pumpen installiert, die mit Gasmotoren angetrieben wurden und das Wasser aus dem Hochbehälter entnahmen. Eine der Pumpen hatte eine Förderleistung von 25 Kubikmetern pro Stunde und förderte das Wasser zu einem stählernen Wasserturm (Inhalt: 100 Kubikmeter). Auf diese Weise stellten Stadt und EVM die Versorgung der Gebäude an der Simmerner Straße, der Häuser oberhalb des Hüberlingsweges und in den Siedlungen sicher. Die andere Pumpe förderte in der Stunde 50 Kubikmeter zu einem Erdbehälter (Inhalt: bis zu 100 Kubikmetern), der unterhalb des Löwentores lag. Er versorgte die früheren Kasernen an der Simmerner Straße. Außer dem beschriebenen Pumpwerk für die Karthause gab es noch ein kleines, automatisches Pumpwerk in der Laubach. Dieses hatte die Aufgabe, das „Berghotel Rittersturz“ mit Wasser zu beliefern. Die auf der rechten Rheinseite gelegenen Gemeinden und späteren Koblenzer Stadtteile litten seit Anfang der 1930er-Jahre unter Wassermangel. Die vielen bestehenden Quellen waren für eine dauerhafte und sichere Versorgung zu unergiebig. Im Gegensatz zur Karthause konnte man eine Lösung der Probleme nicht hinausschieben. Deshalb entschied man sich 1935 – also schon zwei Jahre vor den Eingemeindungen der NS-Zeit – die gefährdeten Bereiche an das Wasserwerk „Oberwerth“ anzuschließen. Zu diesem Zwecke wurde eine Leitung über die Horchheimer Eisenbahnbrücke geführt. 17

 

In den rechtsrheinischen Stadtteilen bestanden vor dem Krieg die Pumpwerke „Weitenborn“, „Tunnelquelle“, „Ellingshohl“ (alle in Horchheim) und „Kornsquelle“ (Ehrenbreitstein/Arenberg), die im Wesentlichen zur Sicherstellung der Quellwasserversorgung dienten. Anders verhielt es sich im Falle des Horchheimer Pumpwerkes „Bächelstraße“ (Leistung: 65 Kubikmeter pro Stunde) mit dem Hochbehälter am Kratzkopfer Hof (Inhalt 1000 Kubikmeter). Beide Anlagen erhielten ihr Wasser vom Oberwerth. Sie hatten die Aufgabe, die neuen Kasernen in Horchheim und Pfaffendorf zu versorgen. Die Pumpen besaßen einen elektrischen Antrieb und waren mit einer Fernsteuerung versehen, die vom Wasserwerk aus betätigt werden konnte. Neben den beschriebenen Einrichtungen gab es noch eine ganze Reihe von Hochbehältern, die dazu beitrugen, die Wasserversorgung der rechten Rheinseite zu stabilisieren. Da das gesamte System trotz zahlreicher Neuerungen nur bedingt funktionierte und in Spitzenzeiten immer noch mit einer Überlastung der Anlagen zu rechnen war, schloss die Stadt am 16. Juli 1938 einen Vertrag mit der Gemeinde Arzheim, die sich verpflichtete, überschüssige Wassermengen abzugeben.

 

Schon lange, bevor sich die Niederlage im „totalen Krieg“ abzuzeichnen begann, leiteten die Behörden die Vorbereitung von Luftschutzmaßnahmen ein. Als Betriebsführerin des Wasserwerkes mussten sich Direktion und Mitarbeiter der EVM frühzeitig auf den Ausfall von Versorgungsanlagen im Falle von Bombenangriffen einstellen. Beim Eintreten bedrohlicher Situationen sollten sich Einsatzkräfte bereithalten, deren Aufgabe es war, beschädigte und zerstörte Leitungen entweder zu reparieren oder ganz vom Netz zu nehmen. Man machte sich keine Illusionen darüber, dass die Versorgungsanlagen lang anhaltende Bombardements unbeschadet überstehen würden. Wagen mit Wassertanks sollten in Notlagen den Mindestbedarf der Bevölkerung zufrieden stellen. Zudem planten die Verantwortlichen, Zisternen und Löschwasserbecken (insgesamt waren 40 vorgesehen) für den Ernstfall zu vergrößern oder ganz neu anzulegen. Bei einem Zusammenbruch der öffentlichen Wasserversorgung (der in Koblenz erst während der letzten Monate des Jahres 1944 auch eintrat), mussten die im Stadtgebiet befindlichen Privatbrunnen – in allen Stadtteilen zusammen immerhin mehr als 120 an der Zahl – einbezogen werden. Diese Brunnen befanden sich nicht nur auf den Grundstücken der großen Firmen in der Stadt. Es gab noch einige Hauseigentümer, die auf einen eigenen Brunnen verweisen konnten.18

 

 

2.1 Neubeginn (1947–1960)

 

Die Nachkriegszeit eröffnete ein neues Kapitel in der Geschichte der Koblenzer Wasserversorgung. Bis dahin konnten in den verschiedenen Versorgungseinrichtungen lediglich 24.900 Kubikmeter Wasser täglich gefördert werden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch nach Beginn der Ausbaumaßnahmen die Koblenzer Quellen eine gewisse Rolle für die örtliche Wasserversorgung spielten. Aus ihnen wurden täglich 1.100 Kubikmeter Wasser entnommen. Der Löwenanteil der Wasserförderung (22.000 Kubikmeter) stammte jedoch immer noch aus den drei veralteten Pumpwerken19 des Wasserwerkes „Oberwerth“, die zwischen 1885 und 1916 errichtet worden waren. Zweitgrößter „Lieferant“ war das Pumpwerk „Markana“, das immerhin noch 2900 Kubikmeter täglich förderte. Diese mit einem Schachtbrunnen versehene Anlage hatte man 1947 errichtet und zwei Jahre später in Betrieb genommen. Sie diente zur teilweisen Versorgung der Hochzone von Horchheim und Pfaffendorf.20 Nach weiteren Ausbaumaßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung in den Hochzonen ging man 1960 mit der Errichtung des Pumpwerkes „Markana lI“ (Leistung: 100 Kubikmeter pro Stunde) noch einen Schritt weiter. Spätestens mit dieser Maßnahme schien eine Stabilisierung der Verhältnisse auf der rechten Rheinseite erreicht zu sein, zumal schon einige Jahre zuvor die Verbindungen zum Wasserwerk „Oberwerth“ ausgebaut und die Kapazität des Pumpwerkes „Bächelstraße“ auf eine Tagesleistung von 2400 Kubikmeter (vorher 1560 Kubikmeter) gesteigert worden war. In dieser Ausbauphase hatte man die veralteten Pumpwerke „Ellingshohl“ und „Kornsquelle“ im Zuge der Schaffung eines Verbundbetriebes auf der rechten Rheinseite und nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen endgültig stillgelegt. Ihren Platz nahm das neu errichtete Pumpwerk „Ravensteynstraße“ (Inbetriebnahme: 13. November 1952) ein, das im Wechsel die Hochbehälter „Ellingshohl“21 und „Asterstein“ füllte. Bis 1966 sollte sich an diesen Rahmenbedingungen im Großen und Ganzen wenig ändern. Erst mit dem Bau eines Zwischenpumpwerks in der Horchheimer „Bächelstraße“ wurde eine weitere Kapazitätssteigerung erzielt. Die Fördermenge stieg nun auf 6720 Kubikmeter. Die Leistungssteigerung war erforderlich geworden, damit nach dem Ausbau der Wohngebiete „Pfaffendorfer Höhe“ und „Horchheimer Höhe“ genügend Trinkwasser zur Verfügung stand.

 

 

2.2 Versorgung mit Quellwasser

 

Die Konzentration auf das vom Oberwerth versorgte Pumpwerk „Bächelstraße“ bedeutete nicht zwangsläufig, dass kleinere Wassergewinnungsanlagen aufgegeben wurden. Bereits im Oktober 1949 hatte man sich daran gemacht, die beim Bau des Eisenbahntunnels Horchheim entdeckte „Tunnelquelle“ (die aus vielen einzelnen Fassungen im Tunnel und im Entlüftungskamin bestand) zur Versorgung von Pfaffendorf neu zu fassen und die Zuleitungen zu erneuern. Nicht nur dieses Beispiel zeigt: Die alten Quellwasserversorgungen hatten noch längst nicht ausgedient. So wurden zum damaligen Zeitpunkt Ehrenbreitstein, Neudorf und Niederberg immer noch mit Wasser aus den Quellen „Kornsquelle“, „Daubach“ und „Riddelsborn“ versorgt. Zur Wasserspeicherung nutzte man die Hochbehälteranlagen „Niederberg“ (an der Arenberger Straße), „Asterstein“ (am Kolonnenweg) und „Am Kohlenschuppen“.

Das traditionsreiche Quellleitungssystem hatte jedoch Lücken. So mussten die am „Klausenberg“ gelegenen Häuser von Arzheim aus versorgt werden, obwohl das Dorf seit Versiegen der gemeindeeigenen Quellen ebenfalls auf Fremdzulieferungen angewiesen war. Um die Verhältnisse zu stabilisieren, entschied man sich für die Errichtung des Zwischenpumpwerkes „Blindtal“, das am 11. April 1950 den Betrieb aufnahm. Das nun zusätzlich fließende Wasser stammte vom Wasserwerk „Oberwerth“. Zwischenstation war der Hochbehälter „Kratzkopf“ im Stadtteil Horchheim. Schon zu diesem Zeitpunkt zeichneten sich die Züge des später mit Erfolg praktizierten Verbundsystems ab: Für Notfälle bestand nämlich eine Querverbindung zum Niederlahnsteiner Wasserwerk „Emser Landstraße“, das bei Bedarf Wasser einspeisen konnte.

 

 

2.3 Metternich

 

Das Pumpwerk „Metternich“ war ursprünglich nur zur Deckung des Eigenbedarfs im Ort konzipiert. Es förderte lediglich 290 Kubikmeter. Dies änderte sich jedoch schon in den Jahren 1949 und 1950: Durch den Neubau des mit einem Filterbrunnen versehenen Pumpwerkes wurde die Leistung auf 1.900 Kubikmeter täglich gesteigert. Doch damit nicht genug: Wegen der Errichtung des Lazaretts für die französischen Besatzungstruppen (heute Bundeswehr-Zentralkrankenhaus) errichtete man 1954/1955 einen weiteren Filterbrunnen mit Pumpwerk. Die täglich geförderte Wassermenge stieg dadurch von bisher 1.900 auf 3.770 Kubikmeter. Trotz dieser erheblichen Leistungssteigerung blieb die ehemals kurfürstliche Geisenbornquelle ein fester Bestandteil in der Metternicher Wasserversorgung. Bereits am 7. Dezember 1948 schloss man sie wieder an das Leitungsnetz der Stadt Koblenz an. Im Gegensatz dazu wurde die „Herrenweiherquelle“ wegen Qualitätsmängeln und geringer Ergiebigkeit vom Netz genommen.

 

 

2.4 Ausbau auf der Karthause

 

Auf der Karthause ging man nach dem Krieg dazu über, die bereits frühzeitig gefassten Erweiterungspläne in die Tat umzusetzen. 1948 wurde ein umfassendes Konzept ausgearbeitet, das unter anderem auch den Bau eines Erdbehälters mit einem Fassungsvermögen von rund 700 Kubikmetern vorsah. Eine erste praktische Maßnahme zur Verbesserung der Verhältnisse im Höhenstadtteil folgte im Juli 1949 – im Pumpwerk an der Simmerner Straße nahm eine neue Kreiselpumpe die Arbeit auf. Leistung: 60 Kubikmeter in der Stunde. Die Aktion war allerdings nur ein Provisorium. Am 16. Juli 1951 begann nämlich die „Generalüberholung“ des im Kern wahrscheinlich noch von 1915 stammenden, nach Kriegszerstörungen nur notdürftig sanierten Pumpwerkes. Das Gebäude wurde erneuert und erhielt zwei elektrisch betriebene Kreiselpumpen, die stündlich 80 Kubikmeter Wasser förderten. Die alten Gasmotoren und Kolbenpumpen wurden verschrottet. Das neue Pumpwerk „Simmerner Straße“ nahm bereits am 6. September 1951 den Betrieb auf.

 

Zur vorläufig endgültigen Sicherstellung der Wasserversorgung für die Karthause wurde an der Hunsrückhöhenstraße der Wasserbehälter „Kühkopf“ mit einem Fassungsvermögen von 700 Kubikmetern einschließlich einer neuen Druck- und Fallleitung errichtet. Die Bauarbeiten begannen am 13. Oktober 1952. Trotz frostbedingter Verzögerungen vollendete man das Werk im Juni des folgenden Jahres. Unterhalb dieses Hochbehälters wurde – ebenfalls 1952 – auf Befehl der französischen Direktion ein kleines Pumpwerk errichtet. Es sollte das Munitionslager „Kühkopf“ mit Wasser versorgen.

 

 

2.5 Entwicklungen in Güls

 

Das einst von Bauern, Winzern und Handwerkern geprägte Güls musste nach dem Zweiten Weltkrieg eine überproportionale Bevölkerungszunahme bewältigen. Neue Baugebiete wurden erschlossen. Viele Koblenzer zogen nach Güls, und auch der Zustrom aus den deutschen Ostgebieten sorgte für einen raschen Bevölkerungsanstieg. So war es nicht verwunderlich, dass in den 1950er-Jahren der alte Hochbehälter vergrößert werden musste und 1964 eine generelle Planung zur Erweiterung der Wasserversorgung durch das Ingenieurbüro Dr. Heino Kalweit in Koblenz erstellt wurde. Diese Planung sah unter anderem neben der Errichtung von Brunnen und einer Aufbereitungsanlage im Gülser Moselbogen den Neubau eines Hochbehälters vor.

 

 

 

2.6 Arenberg, Immendorf und Arzheim

 

B

ereits in den späten 1940er-Jahren begann die Neuordnung der Trinkwasserversorgung auf der rechten Rheinseite. Das Dargebot war zu dieser Zeit sehr knapp geworden, weil der Verbrauch infolge der erheblichen Zunahme der ländlichen Bevölkerung nach den Evakuierungsmaßnahmen der Kriegszeit gestiegen war. Auch die Ausdehnung der Gemeinden durch Neusiedlungen und die Zunahme von Badeeinrichtungen und Spülklosetten steigerte die Wassernachfrage enorm. Dazu kam das Absinken des Grundwasserspiegels von 1947 an. Die Ursache: jahrelange Trockenheit infolge zu geringer Niederschläge. Die Auswirkungen machten sich besonders stark in den rechtsrheinischen Höhengebieten des Landkreises Koblenz, so in Arenberg, Arzheim, Immendorf und Urbar bemerkbar. In heißen Sommermonaten konnten manchmal nur im Abstand von einigen Tagen einige Eimer Wasser pro Haushalt zugeteilt werden.22

 

 

2.6.1 Von den Quellen zum Zweckverband

 

Für Arzheim war auch dadurch eine schwierige Lage entstanden, als infolge bergbaulicher Maßnahmen der Grube Mühlenbach der bisherige natürliche Quellzufluss gestört war. Auch der Betrieb des früheren Krankenhauses des Dominikanerinnenklosters Arenberg war stark beeinträchtigt. Die Gemeinde Arenberg selbst geriet hinsichtlich ihrer Wasserlieferungspflicht nach Immendorf immer wieder in Verzug. Eine Abgabe der seit 1907 vertraglich festgelegten Menge von täglich 40 Kubikmetern Wasser war ohne Gefährdung der eigenen Versorgung nicht mehr möglich. 1949 wurde deshalb ein Plan aufgestellt, im Gebiet des Mühlenbacher Hofes mehrere Wasservorkommen von täglich rund 400 bis 500 Kubikmetern zu fassen. Dies hätte ausgereicht, die Gemeinden Arenberg, Arzheim und Immendorf zu versorgen. Die erforderlichen Kosten von rund 300.000 Mark überstiegen jedoch die finanzielle Leistungsfähigkeit dieser Gemeinden. Das gesamte Vorhaben scheiterte. Schließlich arbeiteten nur noch Urbar und Immendorf zusammen. Am „Sittersbrünnchen“ in der Immendorfer Gemarkung wurde man fündig. Versuchsschürfungen ergaben eine Quellergiebigkeit von etwa 70 bis 80 Kubikmetern täglich. Bei einer Nutzung hätte Urbar vom natürlichen Gefälle profitiert, während in Immendorf eine Pumpanlage erforderlich gewesen wäre. Die finanzschwache Gemeinde konnte die Kosten in Höhe von rund 60.000 Mark aber nicht aufbringen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass das Kloster Arenberg sich zur dauernden Wasserabnahme und – mit Hilfe des rheinland-pfälzischen Gesundheits- und Sozialministeriums – zu einer Bezuschussung der Baumaßnahmen bereit erklärte. Im Frühjahr 1950 setzten sich Vertreter beider Gemeinden erneut an den Verhandlungstisch. Die Bürgermeister Josef Kammertöns (Urbar) und Heinrich Giefer  (Immendorf) strebten zunächst Gespräche mit dem Arenberger Gemeinderat an, der jedoch wenig Interesse bekundete. Die Konsequenz: Am l. August 1950 wurde der „Wasserversorgungszweckverband Urbar-Immendorf“ (WUI) gegründet. Beide Gemeinden brachten in diesen Zusammenschluss ihre vorhandenen Versorgungsanlaben ein. Sie übertrugen dem WUI die Aufgabe, die erforderlichen Erweiterungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Die Bildung eines Zweckverbandes war auch deshalb notwendig geworden, weil wegen der behördlichen Bestimmungen eine Kreditaufnahme für die erforderlichen neuen Vorrichtungen den beiden Gemeinden im Alleingang nicht möglich gewesen wäre. Als kreditwürdig, wurde allein ein Zweckverband mit den aus den Gemeindevermögen herausgelösten Wasserversorgungsanlagen eingestuft.

 

 

2.6.2 Expansion des Zweckverbandes

 

Die Situation im Gebiet des Zweckverbandes entspannte sich zunehmend, als man im Mallendarer Bachtal im Bereich der einstigen „Kretzers Mühle“ drei bisher nicht genutzte Wasservorkommen mit einer Ergiebigkeit von insgesamt rund 450 Kubikmeter täglich erschloss. Die Maßnahme kam genau zur rechten Zeit. Bereits im Juni 1950 hatte das Sonderbauamt Koblenz Interesse signalisiert, mit dem Zweckverband ins Geschäft zu kommen. Für den Betrieb der mit französischem Militär belegten ehemaligen Flak-Kaserne auf der Niederberger Höhe (Fritsch-Kaserne) wurden täglich rund 250 Kubikmeter Wasser benötigt. Die alte Versorgungsanlage von 1938 konnte die erforderliche Menge nicht mehr liefern. Das Sonderbauamt war bereit, die vorhandene Aufbereitungsanlage der Kaserne an den Zweckverband zu übergeben und Finanzhilfen für den Neuanschluss zu gewähren.

 

Die Erschließung neuer Wasservorkommen begann bereits vor der eigentlichen Gründung des Zweckverbandes. Schon im Mai 1950 begannen die Maßnahmen im Mallendarer Bachtal. An der Quelle „Remy“ sollte ein erstes Pumpwerk errichtet werden. Dieses überwand schließlich einen Höhenunterschied von 70 Metern und drückte das Wasser zum bestehenden, 1140 Meter entfernt gelegenen Wasserbehälter am Urbarer Friedhof. Dort sollte ein zweites Pumpwerk als Ausgangspunkt einer neuen Gussrohrleitung zur Kaserne entstehen. Bei der Anbindung konnte die noch vorhandene alte Leitung der Flak-Kaserne genutzt werden. Mit dieser Maßnahme wurde der Anschluss an den früheren 500 Kubikmeter-Flakbehälter bei Arenberg geschaffen. Insgesamt ergab sich dabei ein Höhenunterschied von 170 Metern auf einer Gesamtlänge von 2840 Metern. Nachdem noch kurze Verbindungen zwischen dem Behälter für die Flak-Kaerne und dem alten Immendorfer Behälter sowie dem ebenfalls in der Nähe gelegenen Kloster vollendet worden waren, hatte man das erste Ziel erreicht: Im Juli 1950 wurde Urbar an die Erweiterung angeschlossen, im September folgten das Kloster Arenberg und Immendorf, schließlich die Flak-Kascrne. Da die neuen Einrichtungen in großer Eile realisiert worden waren, ergab sich schnell Nachbesserungsbedarf. Im Zuge der sofort einsetzenden Ergänzungsmaßnahmen wurde je ein neuer Behälter für die Quellen an „Kretzers Mühle“ im Mallendarer Bachtal und auf der Höhe hinter dem Arenberger Caritashaus erbaut.

 

Die Anforderungen an den Zweckverband stiegen schnell: Nicht nur das Kloster, sondern auch das Arenberger Caritashaus wünschte einen Anschluss an das Leitungsnetz. Gleiches galt für die ehemalige Flak-Kaserne, die erweitert werden musste, und für das in unmittelbarer Nachbarschaft für die Besatzungstruppen (zu Wohnzwecken) neu errichtete Café de Jean (heute Wohngebiet „Niederberger Höhe“). Insgesamt erhöhte sich der tägliche Wasserbedarf auf 1200 Kubikmeter, zumal auch für die neue Pfarrsiedlung in Arenberg – einer Wohnstätten-Gruppe für Vertriebene – nur ein Anschluss an die Einrichtungen des Zweckverbandes in Frage kam. Logische Konsequenz: Man machte sich erneut auf die Wassersuche und nahm in der Nähe des Urbarer Rheinufers eine Bohrung vor. Eine Erschließung erübrigte sich jedoch, da sich die Wasserversorgungsengpässe in Arzheim ihrem Ende näherten und über neue Anschlussmöglichkeiten nachgedacht werden konnte.

 

 

2.6.3 Arzheim und der Zweckverband

 

Der Entzug des Arzheimer Quellwassers beim Bau des Nieverner Transportstollens führte zu Beginn der 1950er-Jahre endlich zu Entschädigungsverhandlungen mit der Stolberger Zink-AG. Die Aktiengesellschaft verpflichtete sich schließlich, den Nieverner Stollen zum Gebrauch als Auffangbehälter herzurichten und dort ein Pumpwerk zu erbauen, das anfallende Wasser über eine Druckleitung in einen Behälter auf der Schmidtenhöhe zu befördern. Die noch zu errichtende Anlage hatte ein Fassungsvermögen von rund 300 Kubikmeter. Um den Hochbehälter anzubinden, musste ein Höhenunterschied von 250 Metern überwunden werden. Von Behälter „Schmidtenhöhe“ wurde das Wasser zunächst in den oberhalb des Forsthauses errichteten neuen Hochbehälter „Arzheim“ eingespeist. Von dort wurde Arzheim mit Trinkwasser versorgt.23 Die Gemeinde hatte somit eine Wiedergutmachung ihres Schadens erreicht. Das nicht benötigte Wasser wurde vom Zweckverband Urbar-Immendorf aus dem Behälter „Schmidtenhöhe“ abgenommen und über eine neue Gefälleleitung in einen Behälter oberhalb des Arenberger Caritashauses geleitet, wodurch dieses selbst und auch das nahe gelegene Kloster nunmehr über einen ausgezeichneten Druck in ihren Wasserleitungen verfügten.24

 

Der neue Behälter am Arenberger Caritashaus stand außerdem mit dem anderen in diesem Bereich gelegenen Behälter „Flak“ in Verbindung. So war der ursprünglich festgelegte zweite Bauabschnitt innerhalb des Zweckverbandes Urbar-Immendorf, der vom September 1950 bis März 1952 dauerte, nahtlos in einen dritten Bauabschnitt übergegangen. Dieser dritte Abschnitt begann im Juni 1951 und endete Pfingsten 1953. Verzögerungen ergaben sich wegen des Neubaus der Arenberger Umgehungsstraße und des darunter erstellten Tunnels zu den Arenberger Anlagen. Im Zuge dieser Maßnahme mussten die Rohre der Wasserleitung streckenweise neu verlegt werden. Mit der Fertigstellung aller drei Bauabschnitte waren nun alle Wasserprobleme im Geschäftsbereich des Zweckverbandes gelöst. Arenberg, das diesem Zusammenschluss nicht angehörte, wurde ebenfalls stark entlastet. Immerhin brauchte sich diese Gemeinde nicht um die Wasserversorgung des Klosters, des Caritashauses, der Pfarrsiedlung und einiger Häuser „auf dem Kissel“ zu kümmern. Außerdem wurde es gegen Zahlung eines Ausgleichs von seiner Lieferungspflicht an Immendorf entbunden und gab auch noch die Versorgung der Festung Ehrenbreitstein an den Verband ab.

 

Das Grundwasser aus dem aufgelassenen Erzstollen Nievern war sehr bleihaltig und geschmacklich stark beeinträchtigt. So entschloss man sich bereits 1954, auf der Südspitze der Insel Niederwerth einen Tiefbrunnen anzulegen, um auf diese Weise Uferfiltrat des Rheins zu erschließen. Zwei Jahre später wurde der Zweckverband vergrößert: Die Gemeinde Arenberg trat wegen Wassermangel, die Gemeinde Niederwerth aus hygienischen Gründen dem Verbund bei.25

 

 

2.7 Das neue Wasserwerk „Oberwerth“

 

Auch nach dem Krieg blieb das Werk auf dem südlichen Oberwerth das Hauptwasserwerk der Stadt Koblenz. Es versorgte die Stadtteile auf der linken Rheinseite, zusätzlich einen Teil von Metternich. Außerdem gaben die Pumpstationen Wasser an die auf der rechten Rheinseite gelegenen Stadtteile ab. Um eine störungsfreie Wasserversorgung garantieren zu können, hatte die Stadt sich mit dem Wasserversorgungszweckverband verbunden, in dem die Gemeinden Kesselheim, St. Sebastian, Kaltenengers und Urmitz zusammengeschlossen waren. Trotz dieser Absicherung schien Anfang der 1950er-Jahre eine Modernisierung und Erweiterung des völlig veralteten Wasserwerkes „Oberwerth“ unausweichlich. Bereits in den Jahren 1950 und 1951 erfolgten Voruntersuchungen. Zudem hatte EVM-Oberingenieur Theo Brinkhaus empfohlen, den Standort auf dem Oberwerth zu belassen, weil von dort aus das alte Verteilungssystem weiterhin genutzt werden konnte26

 

Im Rahmen der Vorplanungen zur Errichtung eines neuen Wasserwerkes legte Theo Brinkhaus eine Untersuchung vor, in der er auch auf die Wasserqualität in Koblenz sowie die geologischen Verhältnisse auf dem Oberwerth einging. Demnach besaß das in etwa 90 bis 120 Meter vom Rheinufer entnommene Grundwasser eine zufrieden stellende Qualität: Es zeigte sich klar und geruchlos, mit einer Temperatur von 16,5 Grad jedoch etwas zu warm. Das Wasser hatte – so Brinkhaus – seine „erfrischende Wirkung“ verloren. Dieses Problem konnte jedoch durch den Einsatz moderner Technik behoben werden. Ansonsten war das Oberwerth für die Wassergewinnung ideal. Gab es doch hier genug Freiraum, die Kies-, Sand- und Schotterschichten – die Träger des den Rhein begleitenden Grundwasserstroms – zu erschließen. Die größte Bedeutung für die Wassergewinnung kam dabei der sogenannten Niederterrasse zu, welche die unterste der eiszeitlichen Flussterrassen darstellt. Aus diesen Schichten entnehmen bis auf den heutigen Tag die meisten Städte am Rhein ihr Trinkwasser.27

 

Bereits am 22. September 1951 ging im Sammelbrunnen des Wasserwerks „Oberwerth“ eine neue Unterwassermotorpumpe in Betrieb. Sie konnte bis zu 420 Kubikmeter Wasser in der Stunde fördern, der Motor leistete 150 PS. Obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt feststand, dass es sich bei diesen technischen Veränderungen nur um eine Übergangsmaßnahme bis zur Errichtung eines neuen Wasserwerkes handelte, stabilisierte sich das Versorgungssystem, das zuvor am Rand seiner Kapazität angelangt war. Die Maßnahmen, an deren Ende schließlich das neue Wasserwerk stand, begannen im März 1954 mit der Absenkung und Betonierung eines Brunnenschachtes in Tag- und Nachtschichten. Im Juli wurde ein weiterer Schritt vorwärts getan: Nach dem Auftakt der Arbeiten zur Herstellung des Horizontalfilterbrunnens I ging man im Frühherbst daran, die Erdarbeiten für ein neues Pumpwerkgebäude auszuführen. Hochwasser stand jedoch zunächst einer zügigen Ausführung im Weg. Erst Mitte Oktober wurden die Bauarbeiten fortgesetzt. Noch vor Weihnachten liefen die Vortriebsarbeiten für die Horizontalfilterstränge an.

 

Das Richtfest für das neue Wasserwerk wurde am 7. Juni 1955 gefeiert. Nur knapp zwei Monate später begannen die Pumpversuche am neuen Horizontalfilterbrunnen. Schon Ende August wurde der Einbau der Pumpen in Angriff genommen. Am 28. Februar 1956 war es dann soweit: Die gesamte Anlage ging in den Probelauf. Nach Behebung der bei diesem Test entdeckten Mängel übernahm das neue Wasserwerk am 4. April 1956 die gesamte Förderung. Zu diesem Zeitpunkt standen zwei Pumpen mit einer Stundenleistung von jeweils 500 Kubikmetern und zwei Pumpen mit einer Leistung von 800 Kubikmetern zur Verfügung. Die inzwischen völlig veralteten Pumpwerke I, II und III hatten ausgedient und stellten zu diesem Zeitpunkt ihren Betrieb zugunsten des neuen Pumpwerkes ein, das 1964 zum Vorpumpwerk umfunktioniert wurde. Später erfolgte der Abbruch der meisten alten Komponenten Zu den Aktionen gehörte auch die Schließung von vier Schacht- und drei Filterbrunnen. Mit dieser im Juli 1957 ausgeführten Maßnahme sollten Beeinträchtigungen des Grundwassers verhindert werden. Heute ist nur noch das auch aus denkmalpflegerischer Sicht bemerkenswerte Gebäude des 1904 errichteten Pumpwerkes II erhalten.

 

Natürlich hatte man bei der Erneuerung des Wasserwerkes auf dem Oberwerth auch an Notfälle gedacht. 1955 wurde ein Diesel-Notstromaggregat mit einer Motorleistung von 550 Kilowatt eingebaut (Kraftstoffverbrauch pro Stunde: 180 Liter!). Dieses Aggregat diente zur Versorgung des Wasserwerkes mit elektrischer Energie im Falle eines Zusammenbruches der öffentlichen Stromversorgung. Trotz des angestiegenen Energiebedarfs und inzwischen abgeschlossener Automatisierungsmaßnahmen kann diese Maschine noch heute an normalen Verbrauchstagen die Wasserversorgung sicherstellen.

 

 

 

 

 

 

 

3. Wasserknappheit

 

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ie außergewöhnlich geringen Niederschläge im Sommer der Jahre 1957 und 1959 waren in den damaligen Medien ein großes Thema. In der Tat war der Wassermangel im gesamten Bundesgebiet so groß, dass vielerorts Tankwagen eingesetzt werden mussten, weil der Druck im Leitungsnetz oft nicht mehr ausreichte. Ein Beispiel hierfür ist Saarbrücken. Dort reichten die Versorgungsanlagen nicht aus, um den enormen Bedarf zu decken. Das galt übrigens für das gesamte Saarland. Dabei hatte man die fehlende wirtschaftliche Kraft der Wasserversorger im Land schon Jahre zuvor erkannt. Dennoch war die Bildung eines landesweiten Wasserbeschaffungsverbandes gescheitert.28 Das sollte sich spätestens im extrem trockenen Jahr 1959 rächen. Damals fiel in Deutschland nur die Hälfte der gewohnten Regenmenge. In vielen Talsperren musste die Wasserabgabe rationiert werden. Besonders dramatisch war die Lage in Nordrhein-Westfalen: Bis zum Oktober leerten sich die Stauseen bis auf ein knappes Viertel ihres normalen Inhalts.29

 

Die Wasserknappheit der späten 1950er-Jahre offenbarte in drastischer Weise die Mängel in den bundesdeutschen Trinkwasserversorgungssystemen. Vielerorts fehlten größere Versorgungsanlagen. Bei der Untersuchung der Verhältnisse in Städten, Gemeinden und Wasserversorgungsverbänden fiel besonders auf, dass bei allen Verbandsanlagen und Kreiswasserwerken die Versorgung der Bevölkerung ausreichend gesichert war. Anders die ländlichen Gebiete. Dort zeigten sich erhebliche Mängel, vor allem in Norddeutschland: In Schleswig-Holstein und in Niedersachsen war die Mehrheit der Landgemeinden immer noch nicht an eine zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Auch andernorts gab es erheblichen Nachholbedarf. Man bedenke: Erst 1950 wurde die Gesamtwasserabgabe des ersten Kriegsjahrs von insgesamt 2,3 Milliarden Kubikmetern erreicht. Nur 36 Millionen der insgesamt 50,18 Millionen Bundesbürger (71,4 Prozent) waren zu diesem Zeitpunkt an eine öffentliche Leitung angeschlossen, die sich vor allem durch Unwirtschaftlichkeit auszeichneten – im Bundesdurchschnitt lag der durch undichte Leitungen verursachte Wasserverlust bei stolzen 17,8 Prozent. 30

 

Bei der Gesamtbetrachtung bestehender Anlagen im Regierungsbezirk durch das Wasserwirtschaftsamt Koblenz von 1959 zeigte sich, dass von 895 Versorgungen 576 den gestellten Anforderungen genügten und bei 319 Anlagen das geförderte Wasser nicht ausreichte. Bei 138 Anlagen war eine Sicherstellung der Wasserbedarfsmenge nicht möglich und in 72 Fällen musste auf Oberflächenwasser (Bach- oder Flusswasser) zurückgegriffen werden. 26 Anlagen konnten ihren Bedarf durch Fremdbezug decken, während der Rest auf Wasserentnahmen aus neuen Sickeranlagen, Schacht- oder Tiefbrunnen angewiesen war. Bei einzelnen Anlagen traten oft Mängel auf, die eine Sicherstellung der Versorgung in Frage stellten. Das Fehlen von Wasserzählern, zu gering bemessene Hochbehälter, unzureichende Dimensionierung des Rohrnetzes, mangelnde Unterhaltung der Wassergewinnungs-, Aufbereitungs- und Förderanlagen stellten sich bei kleineren Versorgungsanlagen oft als Ursachen unzureichender Betriebswassermengen heraus. Dagegen schien bei Gruppenwasserwerken die Versorgung der Bevölkerung hinreichend gesichert. Das lag vor allem auch an der fachgemäßen Unterhaltung und Verwaltung sowie der regelmäßigen Wartung dieser Anlagen. Infolge fehlender Wasservorkommen, wie sie besonders aus den Kreisen Ahrweiler und Simmern gemeldet wurden, war es nicht leicht, das Ideal einer Großraumwirtschaft in die Praxis umzusetzen. Man entschied sich, Wassermangelgebiete durch den Bau von Talsperren zu sichern.31

 

Auch wenn einzelne Gemeinden im Regierungsbezirk Koblenz die Möglichkeit hatten, durch den Anschluss an eine Nachbargemeinde oder ein Gruppenwasserwerk ihre Trinkwasserversorgung sicherzustellen, war man beim Wasserwirtschaftsamt Koblenz alles andere als optimistisch, denn auch im Januar 1960 waren die Versorgungsengpässe immer noch nicht überwunden. „[...] Wenn, wie nach den Voraussagen namhafter Meteorologen, im kommenden Jahr wiederum mit geringen Niederschlägen zu rechnen ist, sind die Folgen in Bezug auf die Versorgung der Bevölkerung mit Trink- und Brauchwasser kaum abzusehen [...]“, heißt es in einem Bericht der Behörde.32 Auch die Berichte in der regionalen Presse ließen an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. So meldete die Rhein-Zeitung einen katastrophalen Grundwasserspiegel und eine besonders schlimme Situation in den Höhengebieten.33 Die „Rhein-Post“ stellte fest: „Bei genauer Untersuchung der Ursachen für den zeitweisen Wassermangel muß festgestellt werden, daß vielfach nicht die lang anhaltende Trockenheit, sondern andere Ursachen hierfür verantwortlich sind. In vielen Fällen ist das Versagen der Einzelversorgungen auf mangelhafte Unterhaltung der Wassergewinnungsanlagen, der Aufbereitung und der Förderanlagen zurückzuführen.“34 Die ernste Situation schien aber nicht auf den Kreis Koblenz-Land zuzutreffen, denn „Die Freiheit“ meldete: „bezüglich der Wasseraufkommen bieten sich in diesem Kreise keine Schwierigkeiten. Soweit noch Wassermangel in den einzelnen Orten auftreten sollte, kann dieser über das im Amtsbezirk Weißenthurm vorhandene reiche Grundwasservorkommen gedeckt werden.“35 Alles in allem blieb der Großraum Koblenz vor dem Wassernotstand bewahrt. Die Gründe hierfür liegen neben einer Modernisierung des Wasserwerks „Oberwerth“ auch im Ausbau eines Verbundsystems für Koblenz und Umgebung. Im Vergleich zu den großen Ballungsräumen führte der Ausgleich zwischen den Wassermangel- und -überschussgebieten nicht zu einem dramatischen Absinken der örtlichen Grundwasserspiegel.

 

Im Hessischen Ried hatte man weniger Glück, wo die Überbeanspruchung der Grundwasser-Fördergebiete Mitte der 1970er-Jahre dramatische Folgen haben sollte. Hier sank der Grundwasserspiegel vielerorts um sechs Meter. Die Folge: Der Einbruch von Wegen, Rissbildungen an Häusern sowie erhebliche Einbußen in der Land- und Forstwirtschaft. Um das Problem in den Griff zu bekommen, wurde 1977 der Wasserverband Hessisches Ried gegründet, dem neben den betroffenen Wasserwerken auch der Landkreis und das Land Hessen angehörten.36

3.1 Beseitigung von Missständen

 

In den 1960er-Jahren betrieb das städtische Wasserwerk Koblenz folgende Anlagen: Drei Werke mit Wassergewinnung (Oberwerth, Markana, Metternich) mit einer Tagesleistung von insgesamt rund 42.000 Kubikmetern, sechs Quellen und Stollen mit einer Kapazität von insgesamt 1100 Kubikmetern pro Tag, drei weitere Pumpwerke und zwölf Behälter mit einem Inhalt von zusammen 6620 Kubikmetern. Das städtische Rohrnetz war auf 350 Kilometer gewachsen. Während in den Wasserwerken „Markana“ und „Metternich“ trotz Ufernähe noch vorwiegend natürliches Grundwasser gewonnen wurde, handelte es sich beim Oberwerther Wasser überwiegend um das aus der Niederterrasse des Rheintales entnommene Uferfiltrat. Ernstere Sorgen als die Sicherstellung der Wasserquantität bereiteten deshalb Bewahrung und Optimierung der Trinkwassergüte. In Koblenz war es nämlich Anfang der 1960er-Jahre immer wieder zu Klagen aus der Bevölkerung hinsichtlich der schlechten Qualität und geschmacklichen Beeinträchtigung des Trinkwassers gekommen. Die Energieversorgung Mittelrhein sah sich deshalb zum schnellen Handeln genötigt und ließ 1964 nicht nur ein neues Hauptpumpwerk errichten, sondern auch eine von der Frankfurter Firma Lurgi hergestellte Wasseraufbereitungsanlage installieren, die im Juni des gleichen Jahres ihren Betrieb aufnahm. Bestandteile waren Verdüsungsanlage, Filter- und Chloranlage. Die Investition war kein Koblenzer Phänomen. Mit zunehmendem wirtschaftlichen Aufschwung und dem wachsenden Wohlstand war es immer schwieriger geworden, konstant eine zufrieden stellende Wasserqualität zu halten. Der Gewässerschutz war auch am Rhein zu dieser Zeit sträflich vernachlässigt worden. Mit dem Ergebnis, dass sich in den Wasserwerken die Kostenspirale immer schneller drehte. Noch Anfang der 1950er-Jahre hatte die Trink- und Brauchwasseraufbereitung in der Bundesrepublik kaum Kosten verursacht. Selbst bei der Entnahme von Oberflächenwasser aus Seen und Quellen waren in der Regel nur Absetzbecken erforderlich.37 Und dort, wo Uferfiltrat entnommen wurde, sorgten die Gesteinsschichten für eine ausreichende Filterung. Das war fortan nur noch eingeschränkt möglich. In Koblenz löste man das Problem durch den Betrieb einer Verdüsung und den Einsatz von Aktivkohlefiltern. Damit wurde es möglich, auf weitgehend natürlichem Wege (abgesehen von der Chlorung) eine entscheidende Qualitätsverbesserung des Wassers zu erreichen. Der Erfolg, ließ nicht lange auf sich warten: Die Beschwerden über das Trinkwasser hörten schlagartig auf, berichtete EVM-Direktor Rudolf Delhey im September 1969.38

 

Obwohl sich in Koblenz insgesamt die Wasserversorgungssituation längst nicht so dramatisch darstellte wie in den Höhenzonen und anderen ländlich geprägten Gebieten, wurden im Bereich des Wasserwerkes „Oberwerth“ weitere Maßnahmen zur Sicherung der städtischen Versorgung in Angriff genommen. So ging im Juni 1966 ein zweiter Horizontalfilterbrunnen in Betrieb, was die Leistungsfähigkeit der gesamten Anlage noch einmal deutlich erhöhte. Aber auch in den Stadtteilen nahmen weitere Verbesserungsmaßnahmen ihren Anfang: Nachdem das Pumpwerk „Markana Il“ endgültig fertig gestellt war, wurde im Rahmen des Verbundbetriebes auf der rechten Rheinseite zur Versorgung des Stadtteiles Niederberg im Juni 1961 das Pumpwerk „Daubach“ errichtet, das mit einer Kapazität von 27 Kubikmetern in der Stunde eine aus heutiger Sicht eher bescheidene Größe besaß. Bis dahin war die Versorgung des Stadtteiles über die „Kornsquelle“ erfolgt, die den alten Behälter „Niederberg“ an der Arenberger Straße speiste. Die Förderung wurde in Handschaltung im Wechsel nach Niederberg oder in den Hochbehälter „Asterstein“ für Ehrenbreitstein geleitet. Mit der Errichtung des neuen Pumpwerkes vollzog sich eine Umorientierung der Wasserversorgung des Ortes auf das Quellgebiet „Daubach“ an der „Kniebreche“. Einschneidender waren die Veränderungen auf der Karthause. 1964 wurde das alte Pumpwerk in der Simmerner Straße durch eine neue Einrichtung im Wasserwerk Oberwerth ersetzt. Aufgabe: Förderung des Trinkwassers aus der sogenannten „Innenstadtzone“ in die höher gelegene Versorgungszone „Karthause“. Zwei Pumpen erbrachten eine Leistung von je 220 Kubikmetern in der Stunde. 1978 wurden zwei Pumpen mit einer Kapazität von jeweils 350 Kubikmetern installiert. Der Förderdruck wuchs von 14,68 auf 16,1 bar.

 

Trotz des Neubaus des Pumpwerkes für die Karthause war noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Aufgabe des Flugfeldes und die damit verbundene Schaffung von Neubaugebieten machten den Höhenstadtteil zu einem der interessantesten Wohngebiete in Koblenz. Die starke Zunahme der Bevölkerung in diesem Bereich verlangte nach weiteren Ausbaumaßnahmen. Auch in den übrigen Stadtteilen wuchs der Wasserbedarf. Der Ausbau von Wohngebieten und die beginnende Gewerbeansiedlung erforderte einen breiten Ausbau der Wasserversorgung und auch der Speicherkapazität. Nach einer langen Phase unverwirklichter Planungen und Vorgutachten, die bis in die 1950er-Jahre zurückreichte, entschloss man sich endlich zum Bau des Behälters „Geisenkopf“, der ein Fassungsvermögen von 10.000 Kubikmetern besaß und am 21. November 1968 in Betrieb ging. Mit der Inbetriebnahme dieser neuen Anlage wurde der alte Behälter in der Simmerner Straße mit einem Inhalt von 2.800 Kubikmetern endgültig überflüssig und außer Betrieb gesetzt. Zur entscheidenden Verbesserung auf der Karthause entschlossen sich die Stadt und die Energieversorgung Mittelrhein als Betriebsführerin zur Einrichtung eines neuen Hochzonengebietes für die Karthause. Dies führte 1969 zur Errichtung des Zwischenpumpwerkes „Forsthaus“ und des gleichnamigen Wasserbehälters. Die Förderleistung für die Karthause konnte durch diese Maßnahme um weitere 3.360 Kubikmeter täglich erweitert werden.

 

 

3.2 Kapellen-Stolzenfels

 

Wie bereits vor dem Krieg bemängelt, zeigte sich auch in den ersten Nachkriegsjahren, dass die Wasserversorgung von Kapellen-Stolzenfels stets zu beanstanden war. Das Gesundheitsamt Koblenz wies auf die schlechte Aufbereitung des Trinkwassers hin. Die Behörde hatte empfohlen, die Quelle des Gründgesbaches zu fassen, was 1949 auch geschah. Das bis dahin aus dem Schloss entnommene Trinkwasser wurde durch die Filteranlage nur noch unzureichend gereinigt und war bakteriologisch nicht mehr einwandfrei. Es enthielt einen hohen Bestandteil von Kolibakterien, sodass die Auffindung einer neuen Wasserquelle unumgänglich notwendig wurde. Bei stärkeren Regenfällen färbte sich das Wasser oft dunkelbraun. Weitere Kosten verursachten die ständige Reinigung der verstopften Anlage. Als Ausweg wurde eine Quelle am Schüllerhof im Koblenzer Stadtwald gefasst und ihr Wasser dem bestehenden Rohrnetz zugeführt. Die Kosten dieser Arbeiten wurden durch ein Darlehen und Geld aus dem  Haushalt gedeckt.39 25.000 DM wurden investiert.40

 

Nach der neuen Quellfassung war das Wasser in Stolzenfels fortan als unbedenklich einzustufen, die anfallende Menge reichte aber bei weitem nicht aus. Die Gemeinde sah sich deshalb in den trockenen Jahren 1959, 1963 und 1964 gezwungen, die alte Bachfilterung wieder in Betrieb zu nehmen. Der Gründgesbach hat unterhalb der eigentlichen Quelle eine Anzahl kleinerer Quellen, welche wieder einen Bachlauf bilden. Der extrem trockene Winter und Sommer des Jahres 1964 bewiesen, dass die Quellen am „Schüllerhof“ und die Bachfiltrierung für die Trinkwasserversorgung nicht ausreichend waren. Sie gingen bis September 1964 auf rund 15 Kubikmeter täglich zurück, der Gründgesbach brachte nur noch 24 Kubikmeter pro Tag. Insgesamt lieferten Quelle und Bach rund 40 Kubikmeter täglich. Die Gemeinde besaß allerdings auf gemeindeeigenem Gebiet eine weitere Quelle, die noch einmal 20 Kubikmeter lieferte. Aber auch diese ging in den heißen Monaten 1964 auf 15 Kubikmeter zurück.41 Die Gemeindeverwaltung hatte sich bemüht, die Wasserversorgung zu verbessern, um die Hinzunahme des Bachwassers auszuschalten. Aus diesem Grunde wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ergebnis: Da Kapellen-Stolzenfels unmittelbar am Rhein lag, fehlte ein geeignetes Gelände zur Anbringung einer Bohrung, um den Stau des zum Rhein hinführenden Bergwassers zu erschließen. Die Grenze des Koblenzer Stadtwaldes reichte nämlich im Gebiet des Gründgesbaches sehr nahe an den Ort heran, sodass auf gemeindeeigenem Gelände keine Möglichkeit gegeben war, Bohrungen auszuführen. Der Gutachter empfahl eine Versuchsbohrung im Bereich des „Schüllerhofs“, der allerdings zum Koblenzer Stadtwald gehörte. Die Gemeinde ersuchte deswegen die Stadtverwaltung um Erlaubnis.42

3.3 Zweckverband Urbar–Immendorf

 

1957 wurde die Trinkwasserversorgung aus dem Nieverner Stollen durch einen starken Erdrutsch unterbrochen. Bilanz: Der Stolleneingang war verschüttet, die Transportleitung zerstört. Die Reparatur der Leitung musste per Hubschrauber ausgeführt werden. Auch bei der Gewinnung des Uferfiltrats lief nicht alles optimal. Bei hohen Pegelständen überflutete Wasser den Brunnen „Südspitze“ auf der Insel Niederwerth. 1964 ließ der Zweckverband deswegen ein Stück weiter landeinwärts zwei neue, höher gelegene und tiefer ausgebaute Brunnen bohren und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage installieren. In dieser Anlage wurde die überschüssige Kohlensäure entfernt und gleichzeitig eine Sauerstoffanreicherung vorgenommen. Filter sorgten für den Entzug von Mangan und Ammoniak aus dem Trinkwasser. Mit lnbetriebnahme dieser neuen Anlage wurde der erste Tiefbrunnen auf der Südspitze außer Betrieb gesetzt.43 Die Versorgung des Niederwerths erfolgte seinerzeit von der Transportleitung abzweigend über ein Druckminderventil. Das Wasser wurde von der Insel über ein Pumpwerk in der Aufbereitungsanlage und von dort über eine separate Druckerhöhung bis in den Hochbehälter „Urbar Friedhof“ gepumpt. Von hier aus wurde die Gemeinde Urbar mit Trinkwasser versorgt. lm Hochbehälter am Ort war wiederum ein Pumpwerk installiert, das Wasser über eine spezielle Druckleitung bis in den Hochbehälter „Flak“ der Gemeinden Arenberg und Immendorf förderte.44

 

Ebenfalls 1964 wurde zur Stabilisierung und Zukunftssicherung der Versorgung der Hochbehälter „Urbar-Kaserne“ mit einem Speicherraum von 1200 Kubikmetern errichtet. Gleichzeitig verlegte man das Pumpwerk vom Hochbehälter „Urbar-Friedhof“ in den neuen Hochbehälter „Urbar-Kaserne“. Anfang der 1970er-Jahre wurde die Gewinnungsmenge durch Einbau größerer Unterwasser-Motorpumpen in den Brunnen auf rund 220 Kubikmeter erhöht und zugleich zur geschmacklichen Verbesserung eine Chlordioxyd-Anlage in der Aufbereitung eingebaut.45

3.4 Vallendar

 

Spätestens Anfang der 1960er-Jahre setzte eine intensive Bebauung der Vallendarer Höhengebiete ein. So war es 1965 erforderlich, für das Baugebiet „Gartenstadt“ den zugehörigen Hochbehälter „Mallendarer Berg“ zu bauen. In diesen Hochbehälter war auch die Druckerhöhungsstation für die Versorgung des Hochplateaus Mallendarer Berg integriert. Die Trinkwassergewinnungsmengen der Quellen „Meerbach“ und „Katzenloch“ im Feisternachttal reichten für die Versorgung nicht mehr aus, sodass die Einspeisung in den Hochbehälter „Mallendarer Berg“ durch eine separate Druckleitung vom Wasserwerk „Niederwerth“, also mit Unterstützung des Zweckverbandes Urbar-Immendorf erfolgte.46 1968 wurde der Hochbehälter „Gumschlag“ zur Versorgung der Hochzone „Gumschlag“ errichtet. Für diesen Höhenstadtteil schloss die Stadt mit der Gemeinde Weitersburg schon 1959 einen Wasserlieferungsvertrag ab. Die Versorgung erfolgte zunächst über den Hochbehälter „Weitersburg“. Erst mit der Inbetriebnahme des Hochbehältcrs „Gumschlag“ wurde mit dem Pumpwerk aus der Quelle „Weitersburg“ (bei der Schnatzenmühle im Wüstenbachtal) Wasser direkt in den Hochbehälter gefördert.47

 

 

4. Wasserversorgung nach 1970

 

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ür die erst am l. Januar 1970 gegründeten Stadtwerke Koblenz GmbH und die Energieversorgung Mittelrhein als Betriebsführerin waren die Eingemeindungen vom 7. November große Herausforderungen. 48 Die Wasserversorgung musste einheitlich und effektiv gestaltet werden. Und das war nicht einfach. Brachten doch zum Beispiel die ehemals selbstständigen Gemeinden Güls und Rübenach zur Wassergewinnung lediglich kleine Quellgebiete mit sehr unterschiedlicher Förderung und dem Pumpwerk Bisholder (Leistung 10 Kubikmeter pro Stunde) und dem Pumpwerk Rübenach (25 Kubikmeter pro Stunde) eigenständige Versorgungseinrichtungen in die „Ehe“ ein, die ursprünglich nur den Eigenbedarf der Dörfer decken mussten. Zu diesen bescheidenen Anlagen gehörten zum Beispiel auch die von Kapellen-Stolzenfels. Die kleine Gemeinde brachte bei ihrer Eingemeindung die Quellbehälter „In der Weis“ und „Im Gesetz“ ein. Modernisierung und Zusammenführung der Einzelsysteme in den neu eingemeindeten Stadtteilen erforderten umfassende Ausbaumaßnahmen und damit automatisch hohe Investitionen. Pumpwerke, Behälter und Rohrleitungen mussten erneuert oder neu gebaut werden. Aber damit nicht genug: Es war dringend erforderlich, kilometerlange Fernsteuerkabel zu verlegen, damit die neuen automatischen Steueranlagen einwandfrei arbeiten konnten. Auch im Zentralwasserwerk „Oberwerth“ waren erneut Veränderungen fällig. Zur Sicherung der vorhandenen Kapazitäten kam es dort 1972 zum Bau eines neuen Filterbrunnens, aus dem bis zu 4800 Kubikmeter Wasser täglich gefördert werden konnten.

 

 

4.1 Wasserwerk „Kaltenengers“

 

Mit Bubenheim und Kesselheim waren zwei Stadtteile dazugekommen, die erst ab dem 1. Januar 1976 von Koblenz aus mitversorgt wurden. Bis dahin erhielten sie ihr Wasser aus dem Werk der Verbandsgemeinde Weißenthurm. Um einen Verbund mit den rheinaufwärts gelegenen Orten herzustellen, hatte man bereits 1973 Pläne aufgestellt, die Grundlagen für eine Anbindung des Koblenzer Rohrnetzes an das Wasserwerk „Kaltenengers“ schaffen sollten. Auf diese Weise wollten die Verantwortlichen die Zukunft der lokalen Wasserversorgung sichern. Bereits ein Jahr später wurden die ersten Anlagen zur laufenden Einspeisung vom Wasserwerk Kaltenengers in das Stadtnetz in Betrieb genommen. Dazu gehörte das Pumpwerk „Kaltenengers“, das am 16. Januar 1974 die Arbeit aufnahm. Die Anfangsfördermenge lag bei 250 Kubikmetern pro Stunde. Da sich schon lange abgezeichnet hatte, dass die Vorkommen auf dem Oberwerth langfristig nicht mehr für die Versorgung der Großstadt ausreichen würden, schlossen die Stadtwerke Koblenz am 18. Februar 1974 einen Vertrag mit dem Wasserbeschaffungsverband Weißenthurm ab. Dadurch wurden umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. Hauptprojekt war die Herstellung einer zusätzlichen Transportleitung vom Wasserwerk Kaltenengers bis zur Hans-Böckler-Straße im Koblenzer Industriegebiet. Die Leitungslänge sollte 3800 Meter betragen. Die Transportkapazität war auf täglich 15.000 Kubikmeter ausgelegt.

 

 

4.2 Die rechtsrheinischen Stadtteile

 

Die rechtsrheinischen Stadtteile sind seit den 1970er-Jahren endgültig auf die Zulieferung aus dem „System Oberwerth“ angewiesen. 1975 zum Beispiel konnte der Wasserbedarf nur zu 50 Prozent aus rechtsrheinischen Wassergewinnungsanlagen gedeckt werden. Die Zuleitung erfolgte über die Horchheimer Eisenbahnbrücke. Kleinere Versorgungslücken füllte man durch den Zukauf aus den Versorgungsanlagen benachbarter Gemeinden.

 

Der größte Teil des benötigten Wassers musste über zwei Zwischenpumpwerke in die hochgelegenen Druckzonen (gefördert werden. Eines davon war das Pumpwerk „Bächelstraße“, das fünf Wasserbehälter belieferte, die wiederum das rechtsrheinische Höhengebiet von Horchheim, Pfaffendorf, Ehrenbreitstein bis zur Arzheimer Schanze versorgten. Da die Kapazitäten auf Dauer nicht ausreichten, entschlossen sich die Verantwortlichen zu einer Erweiterung des Zwischenpumpwerkes „Bächelstraße“: 1974/75 erhöhte sich somit die Förderleistung der Anlage von täglich 6000 auf 8900 Kubikmeter. Eine besonders wichtige Bedeutung für die Verteilung des Trinkwassers in den Höhengebieten hatte der Hochbehälter „Kratzkopf“. Die aus der Zeit des Kasernenbaus (1938) stammende Anlage hatte sich im Laufe der Jahre als zu klein erwiesen und musste deshalb erneuert und vergrößert werden. Am l. April 1970 wurde deshalb ein erster Vorentwurf begonnen, der von einer Kapazitätserweiterung von 1000 bis 1500 Kubikmetern ausging. Im März 1972 nahm man die Arbeiten in Angriff, der Rohbau wurde noch im selben Jahr vollendet. Es wurde ein zusätzlicher Rundbehälter mit einem Inhalt von 1500 Kubikmetern erstellt. 1976 und 1977 folgte die Anbindung von Arzheim an den Behälter „Kratzkopf“.

 

Der neue Stadtteil Arzheim sollte eigentlich durch Lieferungen von Bad Ems in der Trinkwasserversorgung sichergestellt werden. Es kam jedoch öfter zu einem totalen Wasserausfall, der oftmals stundenlang anhielt. 1977/78 wurde an der Kapelle in der Kreisstraße das Pumpwerk „Arzheim“ errichtet, das Wasser aus dem Gebiet des Behälters „Kratzkopf“ nach Arzheim förderte. Dieses Pumpwerk wurde vollautomatisch nach dem Wasserstand des Behälters „Arzheim“ betrieben. Fortan war es möglich, Zuschusswasser aus dem Bereich des Versorgungsgebietes der Stadt Koblenz in das System Arzheim über die Arzheimer Schanze einzuspeisen.

 

 

4.3 Kapellen-Stolzenfels

 

Da sich nach Vollzug der Eingemeindungen schnell herausstellte, dass die örtlichen Wasserversorgungssysteme den Anforderungen nicht genügten, zielten die ersten Projekte darauf ab, die neuen Stadtteile so schnell wie möglich an das Wasserwerk „Oberwerth“ oder andere Koblenzer Versorgungsanlagen anzubinden. Oberste Priorität hatte dabei Kapellen-Stolzenfels, wo sich hinsichtlich der Wasserversorgung seit dem zweiten Weltkrieg wenig geändert hatte. Nach wie vor wurde Quellwasser entnommen. Die Wasserqualität ließ allerdings zu wünschen übrig, obwohl die Gemeindeväter sich in der Vergangenheit immer wieder darum bemüht hatten, Abhilfe zu schaffen. In den Hochbehälter „Forsthaus“ wurde deshalb das Pumpwerk „Kapellen“ eingebaut und eine Zubringerleitung durch den Stadtwald verlegt. Die 1970 begonnenen Arbeiten wurden 1972 und 1973 vollendet. Damit war der neue Stadtteil endgültig an das Wasserwerk „Oberwerth“ angebunden. Gleiches galt für die höher gelegenen Wohnhäuser, die durch das neue Pumpwerk „Im Gesetz“ angebunden wurden (1973/74). Bei der Neuordnung der Wasserversorgung von Kapellen-Stolzenfels wollte man die alten Anlagen zunächst nicht beseitigen. Im Gegenteil: Die bestehenden Einrichtungen wurden „generalüberholt“, die alten Quellleitungen gereinigt und eine neue Chloranlage eingebaut. 1975 vollzog sich schließlich ein radikaler Einschnitt: Die Nutzung des Quellwassers wurde aufgegeben. Die Gründe: Schon aus bakteriologischer Sicht war das Wasser aus diesen Quellen als bedenklich einzustufen – regelmäßig auftretende Trübungen verschlechterten die Wasserqualität zusätzlich. Schließlich lieferten diese Quellen auch nicht die eigentlich für den Stadtteil erforderlichen Wassermengen.

 

1975 schlossen Stadtwerke und EVM auch die Wasserversorgung des Siechhaustales an das Stadtnetz an. Damals wurde nämlich der Hochbehälter „Siechhaustal“ in Betrieb genommen. Der Anschluss erfolgte über die Zubringerleitung, vom Forsthaus Kühkopf nach Kapellen-Stolzenfels und einen Abzweig in den kleinen Behälter.

 

 

4.4 Karthause und Lay

 

Mit der Aufgabe veralteter Einrichtungen und dem Bau neuer Anlagen wurde schon in den 1960er-Jahren ein Weg eingeschlagen, der zu einer langfristigen Sicherung der Trinkwasserversorgung auf der Karthause führen sollte. 1977/78 ermöglichte man durch den Einbau von zwei neuen Pumpen im Pumpwerk „Karthause“ – einem festen Bestandteil des Wasserwerks „Oberwerth“ – eine weitere Steigerung der Fördermengen. Die Leistung betrug 360 Kubikmeter in der Stunde. Diese Maßnahme führte zwangsläufig auch zu einer Verbesserung der Versorgungslage in Lay und Stolzenfels, die ja ebenfalls an die auf der Karthause gelegenen Einrichtungen angeschlossen waren. Zu diesen Anlagen gehörte auch der Hochbehälter „Kühkopf“, der 1978 vergrößert wurde. Das neue Fassungsvermögen in drei Wasserkammern lag bei insgesamt 1700 Kubikmetern.

 

Aber auch im neuen Stadtteil Lay selbst investierten die Stadtwerke kräftig. 1971 erhielt das Pumpwerk „Lay“ eine automatische Chloranlage. Außerdem erfolgten Verbesserungen an der elektrischen Schaltanlage. Schließlich wurde der Einbau einer zweiten Pumpe in die Station geplant und letztendlich auch in Auftrag gegeben. Ein wichtiger Bestandteil zur Änderung der Wasserversorgung des einst selbständigen Ortes an der Untermosel war der Neubau des Behälters „Lay“ mit einem Fassungsvermögen von 700 Kubikmetern, der am 30. Mai 1975 den Betrieb aufnahm. Zuvor war ein Leitungsquerschlag von der Hunsrückhöhenstraße durch den Stadtwald und durch die Weinberge nach Lay über den sogenannten „Ankerpfad“ verwirklicht worden. lm Bereich dieser Leitungstrasse hatte man einen Spazierweg, den heutigen „Wasserwerksweg“ angelegt (Namensgebung nach der Leitung). Die alte Wassergewinnungsanlage in Lay – ein einfacher Schachtbrunnen – und der zugehörige Hochbehälter wurden ebenfalls 1975 stillgelegt.

 

 

4.5 Güls und Bisholder

 

Trotz der Nachkriegsneuerungen kam es in Güls bereits 1971 nach einem relativ trockenen Sommer zu den ersten Engpässen in der Wasserversorgung. Diese wurden durch die Verlegung einer mobilen oberirdischen Notleitung von Metternich nach Güls behoben. Es gelang mit Hilfe einer Feuerwehrpumpe, ausreichend Wasser nach Güls zu fördern. Eine dauerhafte Lösung hätte die Gemeinde jedoch nicht aus eigener Kraft in die Wege leiten können, sodass es im Nachhinein durchaus berechtigt ist, die Hintergründe der Eingemeindung nach Koblenz auch im Bereich der ungelösten Ver- und Entsorgungsprobleme zu suchen. Die erste Maßnahme nach der Verschmelzung von Stadt und Dorf wurde 1972 im Quellgebiet von Sosem umgesetzt, wobei man allerdings auf frühere Planungen der Gemeinde aufbaute. Damals wurde in Vertikalbrunnen gebohrt. Dieser Brunnen hatte eine Leistung von 30 Kubikmetern in der Stunde. Bei Wasserentnahme aus diesem Brunnen wurde jedoch die Leistung der Quelle erheblich gemindert, sodass er nur zu ganz extremen Trockenzeiten bei Nachlassen der Quellschüttung in Betrieb genommen werden konnte. 1973/74 erstellte man dann die früher schon einmal als Notverbindung verlegte Anschlussleitung nach Metternich in Form einer dauerhaften Verbindung und nahm somit einen Anschluss des Gülser Versorgungsnetzes an das leistungsfähigere Vorsystem der städtischen Wasserversorgung vor. Mit dieser Maßnahme war der Wassermangel in Güls beseitigt. Die kritischen Versorgungslagen, die es vorher insbesondere an Samstagen oder auch zur Zeit der Weinlese gegeben hatte, gehörten nun der Vergangenheit an. Dennoch: Absolut gesichert war die Wasserversorgung mit dieser Maßnahme nicht. Die beiden Hochbehälter von 1902 und 1955 genügten bei weitem nicht mehr den Anforderungen. Auf der Basis von EVM-Planungen wurde 1976 der Neubau des Hochbehälters „Schleiderkopf“ mit einem Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern Inhalt vorgenommen und die beiden alten Hochbehälter abgebrochen. Durch diese Maßnahme war es möglich, das Dargebot der Quellen optimal zu nutzen und die Versorgung der Ortslage mit Trink- und Brauchwasser und mit der notwendigen Feuerlöschreserve sicherzustellen. Nach diesen Aktivitäten, die für die Ortslage Güls einen vorläufigen Abschluss erbrachten, wurde 1978 ein Hochbehälterneubau auf der Bisholderer Höhe mit einem Fassungsvermögen von 200 Kubikmetern ausgeführt. Er hat  seitdem das Trink- und Brauchwasser für Bisholder vorzuhalten und speichert den erforderlichen Feuerlöschbedarf. Auch das Gülser Ortsnetz, das durch viele Kriegsschäden gezeichnet war, wurde von Grund auf erneuert und dem gestiegenen Bedarf angepasst. Im Zuge der Ortskanalisierung bot es sich an, auch die Wasser- und Gasrohrleitungen zu erneuern und – soweit erforderlich – die Hausanschlüsse anzupassen.49

 

Allein in den Jahren 1972 bis 1979 wurden für die Sanierung der Wasserversorgung, der Stabilisierung und zur Verbesserung der Leitungsführung insgesamt 1,95 Millionen DM in die Gülser Wasserversorgungsanlagen investiert. Wesentlichen Anteil hatte dabei der Hochbehälter „Schleiderkopf“ mit rund 800.000 DM, die Zubringerleitung von Metternich nach Güls mit 300.000 DM sowie der Ausbau des Hochbehälters Bisholder in zwei Bauabschnitten in den Jahren 1978 und 1979 mit rund 350.000 DM. Der Ausbau der Wasserversorgung in den 1980er-Jahren war durch die Verbesserung der Leitungsstruktur in der Ortslage gekennzeichnet. So war es möglich, gemeinsam mit den großen Kanalbauprojekten die wesentlichen Transportleitungen zu erneuern, die Hausanschlüsse auf den heutigen Stand der Technik zu bringen und auch die Gesamtversorgung zu stabilisieren. Die Kosten all dieser Maßnahmen zur Ortsverrohrung zwischen 1980 und 1988 beliefen sich auf mehr als 2,3 Millionen DM.50

 

Bisholder, das etwa bis 1968 aus einer Quelle am Nordrand des Ortes und von einem Pumpwerk mit nachgeschaltetem 36 Kubikmeter fassenden Hochbehälter versorgt wurde, erhielt 1968 einen Anschluss nach Güls und wurde durch das Pumpwerk Bisholder, welches am Bisholderweg erstellt wurde, mit Wasser beliefert. Mit der Eingemeindung von Güls und Bisholder 1970 wurde die Wasserversorgung von den Stadtwerken Koblenz GmbH übernommen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Gemeinderat, Bürgermeister Mannheim und der Wassermeister Burdack die Verantwortlichen für das Trinkwasser.51

 

 

4.6 Metternich und Rübenach

 

In Metternich war es nicht allein mit der Herstellung einer Querverbindung nach Güls getan. Bereits 1971 erfolgten Gelände- und Grundwasseruntersuchungen sowie Versuchsbohrungen. Ziel war die Anlegung eines neuen Brunnens, da die bestehenden Einrichtungen die Grenzen ihrer Kapazitäten erreicht hatten. Der einzige sinnvolle Weg, die Lücken zu schließen, war schließlich die Anbindung des Stadtteils an die Systeme „Oberwerth“ und „Kaltenengers“. Zu diesem Zweck wurde von 1975 an in Metternich ein Druckerhöhungspumpwerk gebaut, das Wasser aus den beiden großen Wasserwerken in die Tiefzone Metternich brachte. Auch in Rübenach ging die Zeit einer selbstständigen Wasserversorgung zu Ende. Zwar wurde noch 1973 eine neue Quellstube zur Erschließung der Quelle „Meusspitz“ gebaut, doch ging man bereits 1974 dazu über, den Anschluss an das Wasserwerk „Rheintal“ des Wasserzweckverbandes Rheinhöhen einzuleiten. Dieser Plan führte zum Bau einer Übernahmestation, um Wasser aus der Haupttransportleitung des Verbandes zu entnehmen. Im Pumpwerk „Rübenach“ wurden zwischen 1975 und 1977 die völlig veralteten Maschinen, die elektrotechnischen Einrichtungen und die hydraulischen Anlagen erneuert.

 

 

4.7 Vallendar und Weitersburg

 

Die Bebauung rechts und links des „Weitersburger Weges“ erreichte Höhengebiete, die vom zuständigen Sammelbehälter in der „Roten Hohl“, in den die Meerbachquelle eingespeist wurde, nicht mehr versorgt werden konnten. 1973 errichtete man deswegen den höheren Behälter „Rote Hohl“, der über ein Pumpwerk gefüllt wurde. Mit Ausweitung der Bebauung in Weitersburg wurde auch der vorhandene Hochbehälter zu klein, sodass 1970 ein neuer Hochbehälter „Weitersburg“ an einem etwas höheren Standort errichtet wurde, was gleichzeitig zu einer Druckverbesserung führte. Am 1. Januar 1975 trat die rheinland-pfälzische Aufgabenübergangsverordnung in Kraft. Danach ging die öffentliche Wasserversorgung von den Kommunen auf die Verbandsgemeinden über. Dies war ein Anlass, aus den selbstständigen kommunalen Versorgern, dem Wasserversorgungszweckverband Urbar-Immendorf, der Wasserversorgung Vallendar und der Wasserversorgung Weitersburg das „Verbandswasserwerk Vallendar“ zu gründen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Vereinigte Wasserwerke

 

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as offizielle Gründungsdatum des Verbundunternehmens „Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein GmbH“ (VWM) ist der 1. Januar 1986. Diese neue Gesellschaft hatte die Verantwortung für die Wasserversorgung der Städte Koblenz und Lahnstein sowie der Verbandsgemeinde Vallendar übernommen. Die Stadtwerke Koblenz waren an dem neuen kommunalen Unternehmen mit 73,8 Prozent beteiligt.52

 

In den Gemeinden im Geschäftsbereich der neuen VWM war die Energieversorgung Mittelrhein schon längere Zeit als Betriebsführerin tätig. Dennoch gestaltete sich aus technischer Sicht die Vereinigung der lokalen Wasserversorgungsanlagen schwierig. Hatten sich doch diese Einrichtungen unabhängig voneinander entwickelt. Als besonders problematisch stellte sich die Situation auf der rechten Rheinseite dar. Hier war es besonders in den Sommermonaten zu Engpässen gekommen. Damit die Großwasserwerke „Oberwerth“ und „Kaltenengers“ die entstandenen Lücken dauerhaft schließen konnten, wurden umfangreiche und teuere bauliche Veränderungen erforderlich. Düker und Pumpwerk „Ehrenbreitstein“ sollten schließlich die wichtigsten Baumaßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Wasserversorgung auf der rechten Rheinseite sein. Die Gründung der VWM hatte vor allem den Zweck, die Betriebsführungen und zukünftig die drei Versorgungsgebiete gemeinsam zu betreiben. Um diese neuen Aufgaben lösen zu können, wurde die Kommunale Vereinigung für Wasser- und Abfallwirtschaft (Vedewa) beauftragt, die bis dahin eigenständigen Bemühungen um eine zentrale Überwachung in eine Gesamtlösung zu integrieren.53

 

Mit der Betriebsaufnahme der VWM wurde die Eigenförderung linksrheinisch auf die Wasserwerke „Oberwerth“ und „Kaltenengers“ konzentriert. Letzteres liegt im Neuwieder Becken, das das größte zusammenhängende Grundwassergebiet im nördlichen Rheinland-Pfalz ist. Das Werk Kaltenengers wird von der Wasserwerk Koblenz/Weißenthurm GmbH betrieben. Grundlage für die Trinkwasserabgabe an die VWM ist ein Liefervertrag. Für den Bereich der Stadt Koblenz wird das Wasser im Industriegebiet übernommen und verteilt.54 Als weitere Wassereinspeisung wurde der Anschluss an die Hauptleitung der Wasserversorgung Rheinhöhen geplant und 1987/88 realisiert. Von dieser Umstrukturierung profitierte vor allem Güls, das seitdem – zusätzlich versorgt über den Verbund mit den Großwasserwerken „Kaltenengers“ und „Oberwerth“ – optimal abgesichert ist.55

 

 

5.1 Der Bau des Rheindükers

 

Zur Sicherstellung von Trinkwasserversorgung und Entwässerung wurde zwischen 1979 und 1982 etwa 700 Meter oberhalb der Moselmündung (Stromkilometer 591,5) ein begehbarer Versorgungsstollen im Schieferfels unter der Rheinsohle bergmännisch aufgefahren. Die Gestaltung des Dükers richtete sich nach den 1960 und 1970 vorgenommenen Peilungen des Rheinbettes. Die tiefste erbohrte Stelle lag 13 Meter unter der Flusssohle.56 Die Arbeiten für den Mehrfachdüker wurden am 26. Juni 1979 ausgeschrieben. Am 5. Oktober erteilte die Stadt Koblenz der „Arbeitsgemeinschaft Rheindüker Koblenz“ unter Federführung der Philipp Holzmann AG (Zweigniederlassung Koblenz) den Auftrag zur Ausführung. Ein „Tunnel in bergmännischer Bauweise“ hatte den Vorteil, dass sich im Verlauf der Bauarbeiten keine Störungen für die Rheinschifffahrt durch Spreng- und Baggerarbeiten oder durch das Einschwimmen der Rohrpakete ergaben. Der Tunnel liegt rund 16 Meter unter der Flusssohle des Rheins, seine Länge beträgt 370 Meter. Im linksrheinischen Bereich steigt der Tunnel auf etwa 50 Meter radial bis zu 60 Prozent an. Auf der rechten Rheinseite steigen die Rohre nach Unterfahrung des Flussbettes im Ehrenbreitsteiner Dükerbauwerk rund 30 Meter vertikal hoch, werden vereinigt und als Haupttransportleitung zum Pumpwerk „Ehrenbreitstein“ weitergeführt.57

 

In dem Stollen sind neben Abwasserleitungen, die das Kanalsystem auf der rechten Rheinseite mit dem linksrheinisch gelegenen Klärwerk verbinden, auch drei Trinkwasserleitungen mitverlegt, wobei das dritte Dükerrohr eine Reserve für Leistungssteigerungen darstellt.58 Heute ist der Tunnel Basis der rechtsrheinischen Wasserversorgung. Er ist auch für Transportaufgaben für Nachbarbereiche mitdimensioniert. Da alle Rohrleitungen in einem begehbaren Tunnel untergebracht wurden, ist es auch heute noch leicht möglich, Wartungs- und Reparaturarbeiten auszuführen.59

 

 

5.2 Pumpwerk Ehrenbreitstein

 

Das rechtsrheinische Koblenzer Stadtgebiet umfasst eine eng begrenzte Tiefzone im Rheintal mit Ausläufern in Seitentälern, mehreren Zwischenzonen im Übergang vom Rheintal zu der hoch liegenden Zwischenterrasse und eine umfangreiche Hochzone am Übergang zu den Höhenzügen des Westerwaldes. Das Versorgungsgebiet ist sehr stark untergliedert und reicht von 60 Metern NN bis zu maximal 300 Metern NN. Durch die Energieversorgung Mittelrhein wurde deshalb ein technischer Verbund auf Basis des Rheindükers mit nachgeschaltetem Pumpwerk geplant. Im Januar 1985 nahm das zwei Jahre zuvor begonnene Pumpwerk „Ehrenbreitstein“ seinen Betrieb auf und förderte Wasser aus dem linksrheinischen Versorgungsgebiet in die Zone Vallendar, sowie in die Hoch- und Tiefzone auf der rechten Rheinseite. Mit dieser Maßnahme konnten die Wasserwerke „Niederwerth“, „Markana“ und „Emser Landstraße“ aus der Förderung zurückgenommen und damit den Forderungen der Aufsichtsbehörden entsprochen werden. Diese Maßnahme führte zwangsläufig zum Umbau dieser drei Werke zum Einsatz im Falle von Not- und Katastrophenfällen. Im Pumpwerk „Ehrenbreitstein“ sind drei Pumpensätze zu je drei vertikalen Pumpen installiert. Die Station wurde wie alle wesentlichen Förderanlagen der Koblenzer Versorgung mit einem netzunabhängigen Notstromaggregat ausgestattet. Der Pumpenkeller liegt noch im Hochwasserbereich des Rheins und ist als wasserdichte Wanne ausgebildet. Der gesamte Baukörper wurde im Hinblick auf die in unmittelbarer Nähe gelegene Wohnbebauung mit speziellen Schallschutzvorrichtungen ausgestattet.60

 

 

5.3 Verbundleitungen

 

In dicht besiedelten Ballungsräumen ist die Trassierung von größeren Rohrleitungen eine schwierige Ingenieuraufgabe. Einschränkungen durch Verkehrswege, Belegungen möglicher Streckenabschnitte durch andere Versorgungsträger und Forderungen nach gutem Verkehrsfluss in den Stadtbereichen führen oftmals zu Lösungen, die hohe Anforderungen an Planung und Ausführung stellen. Zur Realisierung des Verbundprojektes war neben dem Rheindükerstollen zur Bewältigung der Rhein-Kreuzung auch ein Lahndüker im Bereich der Stadt Lahnstein zu verlegen (1982/83). Neben den beiden Flussunterfahrungen erfolgte zum Anschluss der Rheininselgemeinde Niederwerth der Bau einer Brückenleitung über den Vallendarer Rheinarm. Im Hohlkörper der Brücke, also im Inneren der Brückenkonstruktion, waren zwar schon 1954 vorsorglich Aussparungen vorgesehen worden, jedoch waren diese Öffnungen für die vorgesehenen Rohrleitungen zu klein. Neue Vorschriften und Richtlinien ließen eine Aufbohrung nicht zu. Außerdem wurden umfangreiche und aufwendige Sicherungen zur Vermeidung von Wasseraustritten in den Hohlkörper verlangt, um die Standsicherheit nicht zu gefährden. So blieb nur die seitliche Aufhängung an dem Kragarm des Fußgängerweges. Schließlich wurden Gussrohre benutzt, die mit Zementmörtel ausgekleidet waren.61

 

Als wesentlicher neuer Versorgungsbereich im Gründungsjahr der VWM kam die Erschließung des Lahnsteiner Neubaugebietes „Oberer Lagweg“ in Zusammenarbeit mit der „Landsiedlung Rheinland-Pfalz“ hinzu. Die Erstellung des neuen Pumpwerkes „Lahnblick“, des zugehörigen Hochbehälters „Lahnblick“ mit 500 Kubikmetern Nutzinhalt und die Verlegung von rund 2,7 Kilometern Rohrnetz kennzeichnen diesen Ausbauzustand.62

 

 

5.4 Leit- und Steuerzentrale der VWM

 

Mit rund 10,4 Kilometern Luftlinie ist das Wasserwerk „Feisternacht“ die vom Wasserwerk „Oberwerth“ am weitesten entfernte Anlage. Zur Überbrückung der Entfernungen und vor allem zur Überwachung aller Versorgungseinrichtungen im neuen Verbundsystem wurden der Einsatz von Elektronik und damit die Verwirklichung einer Leitzentrale erforderlich. Mit den ersten Planungen für die Leitzentrale der VWM in der Parkstraße auf dem Oberwerth wurde bereits 1985 begonnen. Schließlich wurde gemeinsam mit der „rhenag“ und dem Ingenieurbüro Lahmeyer eine detaillierte Ausarbeitung vorgenommen. Der Auftrag zur Ausführung ging Ende 1987 an die Koblenzer Siemens-Niederlassung. Die Inbetriebnahme der Leitzentrale erfolgte mit einem ersten Teil der neuen Wasserwerksanlagen im November 1989. Die gesamte Projektabwicklung wurde von der Wasserwerksabteilung T lII der EVM durchgeführt.63

 

In den folgenden Jahren wurde das Fernwirkkabelnetz systematisch ausgebaut. Seitdem kann der Datenaustausch zwischen den einzelnen Wasserversorgungsanlagen und der Leitzentrale über knapp 90 Kilometer wasserwerkseigenes Fernwirkkabel stattfinden. Insgesamt werden acht Fernwirklinien betrieben. Eine Fernwirklinie wird als Reservelinie vorgehalten. In 50 Außenanlagen sind Fernwirkstationen in Betrieb, die den Informationsaustausch von insgesamt rund 70 Wasserversorgungsanlagen mit der durch eine Doppelrechneranlage gesteuerten Leitzentrale durchführen, die außerhalb der üblichen Bürozeiten das Wasserversorgungssystem vollautomatisch steuert. Im Falle einer Störung kann eine Rufbereitschaft die erforderlichen Maßnahmen in die Wege leiten. Mit ihren Investitionen in die seinerzeit hochmoderne Elektronik gehörten die Vereinigten Wasserwerke bundesweit zu den Vorreitern. Die neue Technik für Koblenz und Umgebung fand bei der Einführung weltweit Resonanz.

 

 

5.5 Die Trinkwasserverordnung von 1986

 

Die mit der Gründung der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein begonnene Neustrukturierung der Trinkwasserversorgung in Koblenz, Vallendar und Lahnstein führte zum Umbau oder zur gänzlichen Stilllegung unrentabler Anlagen. Hinzu kamen die wesentlich strengere Qualitätsanforderungen, die mit Inkrafttreten der neuen Trinkwasserverordnung vom 1. Oktober 1986 auf der Basis der EG-Richtlinie „Wasser für den menschlichen Gebrauch“ die Betreiber vor neue Aufgaben stellte, weil sie die Vorgaben und Grenzwerte für mikrobiologisch und chemisch einwandfreies Trinkwasser deutlich verschärfte. Besonders gravierend sollte sich der neue Grenzwert für den Nitratgehalt des Trinkwassers auswirken. Er wurde auf 50 Milligramm pro Liter festgesetzt.64

 

In Koblenz waren vor allem die alten Gülser Wasserversorgungseinrichtungen von den neuen Bestimmungen betroffen, zuerst der im nördlichen Ausläufer des Mühlbachtales gelegene „Schleiderborn“. Wegen Überschreitung des neuen Grenzwertes für Nitrate (50 Milligramm pro Liter) musste die Gewinnungsanlage bereits am 27. Oktober 1986 geschlossen werden.65 Auch für das Quellgebiet „Sosem“ im westlichen Ausläufer des Mühlbachtales änderte sich der Betriebsstatus. Weil in der Grundwasser-Zuströmrichtung die Erprobungsstelle 51 der Bundeswehr angelegt wurde, musste man sich auch für diesen Bereich Alternativen ausdenken, da die Wassergewinnung aus den bestehenden Anlagen nur noch mittelfristig genutzt werden konnte (die Wasserschutzgebiete mussten aufgegeben werden). Die entstandene Lücke schließt das aus Metternich herangeführte Trinkwasser. Zur langfristigen Sicherstellung der Wasserversorgung wurde zusätzlich der bereits erwähnte Anschluss an den Zweckverband Wasserversorgung Rheinhöhen hergestellt.66

 

Auch die Metternicher Wasserversorgungseinrichtungen wurden in Folge der zunehmenden Qualitätsanforderungen an das Trinkwasser neu konzipiert und mit den Wasserwerken „Oberwerth“ und „Kaltenengers“ verbunden. Bereits 1983/1984 baute man das ehemalige Wasserwerk „Metternich“ in eine Zwischenförderstation um, die es seitdem erlaubt, Metternich und Güls mit Wasser aus dem Neuwieder Becken zu versorgen. Der Grundwasserbrunnen dient seit seinem Umbau als Reserveanlage.67 Dafür, dass die Maßnahmen schon vor Inkrafttreten der neuen Trinkwasserverordnung ihren Abschluss fanden, gibt es gute Gründe. So hatte das Wasser des bereits in kurfürstlicher Zeit genutzten „Geisenborns“ bereits die alten Nitratgrenzwerte (90 Milligramm pro Liter) überschritten. Die Quelle musste 1985 außer Betrieb gesetzt werden. Sie dient heute als Reserve für Notfälle.68 Gleiches gilt für die in der Nähe des Reiterhofes Metternich gelegene „Behälterquelle“. Sie steht seit dem 17. August 1986 nicht mehr für die tägliche Wasserversorgung des Stadtteiles zur Verfügung.69

 

 Auch in Rübenach ging ein Kapitel der Koblenzer Wasserversorgungsgeschichte zu Ende, denn für die Quelle „Meusspitz“ kam das Aus, weil sie die neuen Nitratwerte überschritt. Diese Quelle liegt westlich von Rübenach unterhalb der Bundesstraße 48, in dem Dreieck der Autobahnen 48 und 61. Sie waren 1910 gefasst worden und versorgte in früheren Jahren die Ortslage Rübenach. Wie die Metternicher Quellen dient sie heute als Einrichtung für Notfälle.70

 

In den östlichen Stadtteilen musste man sich 1986 ganz gewaltig umstellen, denn auch die Wasserwerke „Markana I und II“ wurden „Opfer“ der neuen Trinkwasserverordnung. Wegen Überschreitung des Nitratgehaltes, hohem Anteil an Mangan und sonstigen Beeinträchtigungen wäre für diese Anlagen eine aufwendige Aufbereitungsanlage erforderlich gewesen.71

 

Auch die wesentlich verschärften Vorschriften der Wasserschutzgebietsfestsetzungen konnten an dem Standort „Markana“ nicht eingehalten werden. Umschlossen von Wohnbebauung und in direkter Nachbarschaft zu der stark befahrenen rechtsrheinischen Eisenbahnstrecke war ein Grundwasserschutz im Rahmen der geltenden Richtlinien des „Deutschen Verbandes des Gas- und Wasserfaches“ (DVGW) nicht möglich. Sie gehören heute ebenfalls zu den Notanlagen in der Stadt. Auch der 1677 erstmals erwähnte „Riddelsborn“ stand für die Sicherstellung der Wasserversorgung auf der rechten Rheinseite nicht mehr zur Verfügung. Gelegen zwischen Arenberg und Arzheim im oberen Eselsbachtal (unterhalb des Baugebietes „Auf dem Forst“) musste diese Quelle wegen der heranrückenden Bebauung, der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Umgebung sowie wegen hygienischer Beeinträchtigungen außer Betrieb genommen werden. Wie bei den anderen flach gefassten Quellen im Koblenzer Bereich war auch bei der Quelle „Riddelsborn“ ein stetiger Anstieg des Nitrates zur verzeichnen. Auch diese Quelle wird jetzt als Notanlage vorgehalten.72

 

Da nach den neuen Bestimmungen zahlreiche Quellen in Koblenz und Umgebung die Qualitätsansprüche an das Trinkwasser nicht mehr erfüllten, hätte man diese theoretisch weiter für die Gewinnung von Brauchwasser für die Haushalte im Stadtgebiet nutzen können. Tatsache ist nämlich, dass heute nur drei Prozent des Trinkwassers im Haushalt zum Trinken und Kochen benutzt werden und der Rest als Brauchwasser Verwendung findet. Dennoch verzichtete man auf die Option. Der nachträgliche Aufbau eines gesonderten Brauchwassernetzes erfordert nämlich sehr hohe Investitionen, ist technisch schwer zu realisieren und wird von den Wasserversorgungsunternehmen als außerordentlich unwirtschaftlich angesehen. Dazu kommt eine mögliche hygienische Gefährdung in Privathaushalten im Falle einer Nutzung von qualitativ minderwertigem Wasser als Brauchwasser. Das Risiko, gegen die Bestimmungen der Trinkwasserverordnung zu verstoßen, ist einfach zu hoch.73 Und auch die entsprechende Norm nach DIN 2000 spricht eine eindeutige Sprache. Wörtlich heißt es: „An Wasser, das im Haushalt verwendet wird, sind aus hygienischen Gründen grundsätzlich die gleichen Anforderungen wie an Trinkwasser als Lebensmittel zu stellen. […]“74 Etwas anders sieht es im Bereich der Industrie aus. So hat eine Vielzahl der Industriebetriebe im Kesselheimer Industriegebiet eigene, also dezentral organisierte Brauchwassergewinnungsanlagen. Das Trinkwasser wird dagegen von der öffentlichen Wasserversorgung bezogen.75

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6. Neustrukturierung

 

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er Fortfall kleinerer Gewinnungsanlagen und die zu erwartende Wasserbedarfszunahme im Geschäftsbereich der VWM machten umfassende Ausbauarbeiten erforderlich. Die neuen zentralen Anlagen, die die unergiebigen und unwirtschaftlichen dezentralen Systeme der Vergangenheit ersetzt hatten, mussten weiter ausgebaut und absolut sicher miteinander verbunden werden.

 

 

6.1 Linke Rheinseite

 

Als Ergänzung zu der bestehenden Haupttransportleitung vom Wasserwerk Kaltenengers in südöstlicher Richtung wurde deshalb 1989/1990 eine weitere dimensionsstarke Transportleitung, die sogenannte „Westtangente“, geplant und in ersten Teilschritten verwirklicht. Zur Überquerung der Mosel bot sich die damals kurz vor der Fertigstellung befindliche Kurt-Schumacher-Brücke an. Die  Maßnahme sollte wesentlich zur Erhöhung der Versorgungssicherheit beitragen. Beim Baubeginn stand für den Wasserbezug aus Kaltenengers nur eine Versorgungsleitung zur Verfügung.76 Ein weiterer Schwachpunkt des neuen Verbunds war, dass die Speicherung des im Werk „Kaltenengers“ gewonnenen Wassers nur in den wasserwerkseigenen Tiefbehältern möglich war, die ein Gesamtvolumen von nur 2000 Kubikmetern besaßen. Aus diesem Grund wurde zusätzlicher Speicherraum in den Hochbehältern „Geisenkopf“ und „Kühkopf“ nutzbar gemacht. Der erhebliche Ausbau der Speicherkapazitäten macht es möglich, das Wasserwerk „Kaltenengers“ im Falle von Hochwasser oder Reparatur- und Umbauarbeiten kurzfristig außer Betrieb zu nehmen. Und wenn die gespeicherten Mengen nicht reichen, können Reserven vom Wasserwerk „Rheinhöhen“ herangeführt werden.77

 

 

6.2 Wasserwerk „Oberwerth“

 

Im Rahmen der Integration des Wasserwerkes „Oberwerth“ in das Gesamtkonzept zur Wasserversorgung am Mittelrhein wurde die Anlage bei laufendem Betrieb umgerüstet. Schließlich musste die Trinkwasserversorgung auch während der Umbauzeit sichergestellt sein. Der Unternehmensbereich Technik der „Rheinelektra“ rüstete nach Planungen von EVM und »rhenag« das bisher noch manuell gesteuerte Werk auf vollautomatischen Betrieb um und stattete es mit einem modernen Datennetz zur Verbindung der einzelnen Anlagenteile aus. Über eine Leitzentrale werden seit 1991 alle Schritte vollautomatisch gesteuert: Von der Rohwasserentnahme über den Reinigungsprozess bis hin zur Einspeisung des Trinkwassers in das Stadtnetz.78

 

Die Umstellung der Elektronik war jedoch nicht die einzige Veränderung, die das im Wesentlichen noch aus den 1950er- Jahren stammende Koblenzer Wasserwerk betrafen. Mehrere Millionen DM mussten in ein ganzes Paket von Maßnahmen umgesetzt werden. Bereits 1988 wurde der Rohbau des Betriebsgebäudes „Labor und Fernwirktechnik“ auf dem Oberwerth fertiggestellt, mit den wesentlichen Innenausbaumaßnahmen konnte Ende des Jahres begonnen werden. Auch an den Aufbereitungsanlagen nahm man 1988/89 umfassende Erneuerungsarbeiten vor, so zum Beispiel die Betonsanierung im Schacht des Horizontalfilterbrunnens I. Außerdem konnte die Verrohrung der Aktivkohlefilteranlage in Edelstahl-Rohrmaterial abgeschlossen und die Bautechnik der gesamten Filteranlage überholt werden. Im Werk wurden die Vorbereitungen für die Elektroinstallation und für die Automatisierung weiter vorangetrieben. Es folgten der Einbau von Klimaanlagen und einer neuen Chloranlage.79

 

1990 stellte man das Labor- und Betriebsgebäude endgültig fertig und schloss die Installation der neuen Fernwirktechnik ab. Im gleichen Zeitraum mussten die Hauptelektrozuleitungen in Absprache mit der Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-AG (Kevag) erneuert werden. Die Elektroversorgung des Wasserwerkes wurde damit umfassend modernisiert und konnte in Betrieb gehen. Eine besondere Maßnahme war die Erneuerung des bereits 1954 angelegten Horizontalfilterbrunnens I, der zusammen mit einem weiteren Horizontal- und einem Vertikalbrunnen innerhalb der Trinkwasserschutzzone I zur Gewinnung des Rohwassers dient. Die drei Brunnenanlagen sind in ihrer Schüttung vom Pegelstand des Rheines abhängig und in ihrer Leistung so bemessen, dass sie allzeit die maximale Trinkwassermenge bereitstellen können. Kernstück der Erneuerung im Horizontal-Brunnen I war die Neubohrung von sechs Horizontalfiltersträngen (ebenfalls 1990). Nach einer generellen Fernsehbefahrung des Brunnens wurde festgestellt, dass der mehr als 35 Jahre alte Brunnen Alterungserscheinungen und Zerstörungen der Horizontalfilter aufwies. Wegen der beengten Platzverhältnisse für die neue Technik hatte man die alte Brunnenstube am Brunnen I abgebrochen. Vor dem Aufbau der neuen Brunnenstube wurde die Firma Preussag beauftragt, zu den elf vorhandenen Horizontalfiltersträngen, die durch Alterung und Verockerungen gekennzeichnet waren, noch weitere sechs neue Stränge herzustellen. In einer schwierigen Maßnahme wurde der Brunnen eingetieft und diese Stränge mit einer Gesamtlänge von 228 Metern (6 x 38 Meter) eingebaut. Der Einbau der neuen Stränge ermöglichte eine Stabilisierung des Dargebotes des Brunnens und eine Steigerung der Leistung um rund 600 auf 1.380 Kubikmeter pro Stunde. Diese Erneuerungsmaßnahmen fanden mit dem Aufbau des Brunnenhauses mit Krananlage und dem Einbau der Brunnenpumpen mit elektrischer Drehzahlregelung ihren Abschluss.

 

Die Umbauarbeiten verliefen nicht ganz ohne Pannen. So hatte bei den Bohrarbeiten für die neuen Filterstränge die Hydraulikpresse des Bohrers die Rückwand im Brunnen I so beschädigt, das ein rund sieben Meter langer Riss in der 40 Zentimeter dicken Brunnenwand entstanden war. Um ein Ausspülen des umgebenden Erdreiches zu vermeiden, wurde der Riss mit einem trinkwasserzugelassenen Schaum verpresst. Hiernach hat das am Ort arbeitende Bauunternehmen einen neuen, rund 20 Zentimeter dicken und 3,50 hohen Betonring einbetoniert, um die vorhandene Brunnenwand zu stabilisieren.

 

Verspätungen gab es hinsichtlich der maschinentechnischen Einrichtungen. Die Erneuerung der Hauptpumpwerkspumpen und der Austausch von Druckleitungen im Gebäude hatten sich durch die verspäteten Lieferungen der Maschinen verzögert. Aber immerhin: Der Einbau dieser Maschinen begann noch im zweiten Halbjahr 1990. Durch die Maßnahmen war die Leistung des Wasserwerkes gesteigert und eine grundlegende Erneuerung durchgeführt worden. Die Arbeiten im Bereich der Wassergewinnung wurden 1991 zielstrebig weitergeführt und die Erneuerung der Haupt- und Vorpumpwerke des Wasserwerkes Oberwerth abgeschlossen. Der Einbau neuer Pumpen wirkte sich auch günstig auf den Stromverbrauch des Werkes „Oberwerth“ aus. Obwohl die Optimierung im Nachtstromverbrauch noch nicht vorgenommen werden konnte – die Einarbeitung der Automatisation erforderte einen häufigen Tagesbetrieb – wurde schnell erkennbar, dass sich die Stromkosten pro Kubikmeter beförderten Wassers verringert hatten. Insgesamt gesehen wurde 1991 die bautechnische Innensanierung des Wasserwerkes abgeschlossen. Im Außenbereich begannen die Vorarbeiten für eine neue Dacheindeckung in Stahlkonstruktion und Zinkblechabdeckung sowie für eine neue Fassade. 1992 fand die Erneuerung des Gebäudes ihren Abschluss.

 

 

6.3 Rechte Rheinseite

 

6.3.1 Vallendar

 

Mit Eintritt der Energieversorgung Mittelrhein in die Betriebsführung des Verbandswasserwerkes Vallendar am 1. Januar 1979 wurde in der Wilgeshohl in Vallendar eine Betriebsstelle mit Zuordnung an das Werk Bendorf eingerichtet. Für den technischen Bereich übernahm das Unternehmen den früheren technischen Werkleiter des Verbandswasserwerkes Vallendar und das gesamte handwerkliche Personal. Die Betriebsstelle erhielt einen neuen Fuhrpark und eine Funkanlage. Der zum Zeitpunkt der Übernahme der Betriebsführung im Bau befindliche Hochbehälter „Hühnerberg“ ging noch 1979 in Betrieb. Er versorgt seitdem die Hochzone Mallendarer Berg mit Schwimmbad und Berufsbildungswerk. Im gleichen Jahr begann zur Sicherstellung der Wasserversorgung der Gemeinde Weitersburg der Ausbau eines Tiefbrunnens sowie die Herstellung einer 2200 Meter langen Verbindungsleitung zum Hochbehälter „Weitersburg“. Mit der Realisierung dieser Maßnahme ging der akute Wassermangel während der Sommermonate zu Ende.

 

Die neue Betriebsführerin leitete auch die Planung einer Aufbereitungsanlage für die Wassergewinnungsanlagen im Feisternachttal (ein Brunnen, mehrere Quellen) ein. Die neue Einrichtung wurde 1981 und 1982 verwirklicht. Sie hat die Aufgabe, das Wasser aus dem Feisternachttal von Eisen und Mangan sowie überschüssiger Kohlensäure zu befreien. Um den Druck im Vallendarer Leitungsnetz konstant zu halten und die Tiefzone und die Insel Niederwerth mit Wasser zu versorgen, wurde die Errichtung des Hochbehälters „Jahnstraße“ erforderlich. Die Bauarbeiten für die aus zwei kreisförmigen Kammern („Brillenbehälter“) mit einem Durchmesser von jeweils zwölf Metern bestehenden Konstruktion wurden Anfang 1982 abgeschlossen. Kapazität: 1200 Kubikmeter.

 

Trotz der umfassenden Um- und Ausbaumaßnahmen blieb das Verbandswasserwerk nicht von Stilllegungen verschont. Der Grund: die verschärften Anforderungen an das Trinkwasser. Bedingt durch die Lage des Wasserwerkes „Niederwerth“ innerhalb einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Fläche war bereits 1984 abzusehen, dass der künftige Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter nicht eingehalten werden konnte. Die Betriebsführerin hatte daher in Koordinierung mit den Stadtwerken Koblenz eine Ersatzlieferung im Bereich des Verbandswasserwerkes Vallendar abgestimmt. Ein Vertrag zur entsprechenden Ersatzlieferung war bereits abgeschlossen worden. 1984 wurde schließlich eine Haupttransportleitung für eine Verbindung der Anlagenteile des Verbandswasserwerkes Vallendar mit den Wasserversorgungseinrichtungen der Stadtwerke Koblenz auf der rechten Rheinseite projektiert. Wegen des Wegfalls des alten Wasserwerkes „Niederwerth“ mussten für die Inselgemeinde neue Wege beschritten werden. Die Entwurfsplanungen, Wasser über die Brücke in die Gemeinde zu führen, begannen.

 

 

6.3.2 Arenberg, Niederberg und Immendorf

 

In den 1970er-Jahren waren die neuen Stadtteile Arenberg und Immendorf noch nicht in das Koblenzer Versorgungssystem eingegliedert. Sie gehörten zum Gebiet des Zweckverbandes Urbar-Immendorf. Koblenz als Nachfolgerin der ehemals selbständigen Orte wurde somit automatisch Mitglied im Verband. Zur besseren Anbindung Arenbergs an das Verbandswasserwerk wurde 1979 mit dem Neubau des Hochbehälters „Arenberg“ begonnen, dessen Fassungsvermögen nach Fertigstellung 1.500 Kubikmeter betragen sollte. Im gleichen Jahr führte man darüber hinaus die Vorarbeiten zur Erschließung weiterer Wassergewinnungsanlagen im Meerkatzgebiet durch. Die Probebohrungen hatten Erfolg. Zwei Jahre später nahmen die eingeleiteten Maßnahmen Gestalt an. 1982 gingen der neu erstellte Hochbehälter und die Aufbereitungsanlage Arenberg in Betrieb. Fortan war es möglich, für die Wasserversorgung von Arenberg und Immendorf die Brunnen „Meerkatz II“ und „Kloster Arenberg“ als Wassergewinnungsanlagen zuzuschalten. Ebenfalls 1982 erfolgte die Inbetriebnahme der Druckerhöhungsanlage „Hochbehälter Niederberg“. Mit dieser Maßnahme wurden die Druckverhältnisse im unteren Teil der Arenberger Straße verbessert. 1985 ging man mit dem Bau einer 1.300 Meter langen Versorgungsleitung in der Greiffenklaustraße noch einmal daran, die Verhältnisse in Niederberg zu verbessern. Grund für diese Arbeiten waren die schlechten Druckverhältnisse. Der Hochbehälter „Niederberg“ reichte für einen guten Versorgungsdruck im oberen Teil der Bergstraße, in der Hauptstraße und im Bleidenberg nicht aus. Das Wohngebiet und auch die Festung wurden deshalb nun vom höher gelegenen Hochbehälter „Arenberg“ mit Wasser versorgt. Zudem wurde eine Verbindung mit der Druckzone Arenberg hergestellt. Ende der 1980er-Jahre wurden in der Gemarkung Arenberg-Immendorf drei Wassergewinnungsbrunnen, die Brunnen Kloster Arenberg und die Brunnen Meerkatz 1 und Meerkatz II betrieben. Das Wasser wird in den Hochbehälter/Aufbereitung Arenberg geführt, dort einer Entsäuerung und Entmanganung unterzogen und dann in den beiden Höhenstadtteilen Arenberg und Immendorf sowie der Hochzone Niederberg verteilt.

 

 

6.3.3 Lahnstein

 

Neben dem Bau des Lahndükers (1984) und der Anbindung des Oberen Lagweges (1986) wurden schon vor der Gründung der Vereinigten Wasserwerke gleich eine ganze Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, die die Trinkwasserversorgung in Nieder- und Oberlahnstein optimieren sollten. Dabei spielte das Wasserwerk „Grenbach“ eine besondere Rolle. Hier waren Veränderungen allein schon deswegen notwendig, weil das Wasserwerk „Emser Landstraße“ keine Zukunft hatte. Es wurde 1988 wegen Überschreitung der Nitratgrenzwerte und anderer Einschränkungen (zum Beispiel in den Wasserschutzgebieten) außer Betrieb genommen.

 

Die Planungen zum Ausbau des Wasserwerkes „Grenbach“ gehen bis in die frühen 1970er-Jahre zurück. 1973/74 wurden hydrologische Untersuchungen durchgeführt, Versuchsbrunnen angelegt und Vorarbeiten zur Erschließung neuer Gewinnungsanlagen begonnen. Wenig später folgte die Verwirklichung der Planungen. Das Werk erhielt einen neuen Kiesfilterbrunnen mit modernen Schalt- und Steueranlagen. Auch in den anderen Bereichen der Anlage kam es bis 1976 zum Ausbau der technischen Einrichtungen. Gleiches galt für die Verbindungsleitungen. Ein weiterer Schritt folgte 1982. Damals war in Zusammenarbeit mit dem Engler-Bunte-Institut an der Universität Karlsruhe der Bau einer Aufbereitungsanlage vorbereitet worden, die eine Entfernung von Chlorkohlenwasserstoffen ermöglicht. Die Anlage wurde 1983 in kürzester Bauzeit von drei Monaten fertiggestellt.

 

Da sich die Quelle „Bug“ im Stadtteil Niederlahnstein auch weiterhin zur Trinkwassergewinnung eignete, wurde sie in den Jahren 1975 und 1976 mit einer neuen Quellsammelstube und einer Chlordosierungsanlage versehen. Darüber hinaus machte man sich daran, das vorhandene Hochbehältersystem den neuzeitlichen Anforderungen anzupassen. 1978 begann schließlich der Neubau des Hochbehälters „Bergweg“ im Stadtteil Oberlahnstein. Die Arbeiten gestalteten sich äußerst schwierig, da der vorhandene Behälter zur Aufrechterhaltung der Versorgung in Betrieb bleiben musste und der neue Behälter am selben Standort vorgesehen war. Die neue Einrichtung erhielt in einem ersten Bauabschnitt ein Volumen von 1.000 Kubikmetern. Nachdem die Altsubstanz abgebrochen war, konnte 1981 und 1982 schließlich auch der zweite Bauabschnitt des Hochbehälters „Bergweg“ fertiggestellt werden. Die Gesamtkapazität betrug jetzt 2000 Kubikmeter. Die Eingliederung der Lahnsteiner Wasserversorgung in den Geschäftsbereich der Vereinigten Wasserwerke erforderte weitere Neuordnungsmaßnahmen. Besonders wichtig für die Braubacher Bürger war der Ausbau der nach Braubach führenden Verbindungsleitung und die Installation eines Druckerhöhungspumpwerkes im Wasserwerk „Braubach“. Für Notfälle hatte bislang nur eine provisorische Leitung bestanden. Mit dieser neuen Anlage war die Wasserversorgung der Nachbarstadt sicherzustellen.

 

Heute steht das ehemalige Städtische Wasserwerk Lahnstein als südlicher Teil der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein auf soliden Füßen. Neben einer eigenen ergiebigen Förderung im Wasserwerk „Grenbach“ ist die Stadt über eine Fernwasserleitung mit dem Bereich Koblenz verbunden. Fünf Hochbehälter und zwei Pumpstationen (Hydrophoranlagen) sorgen für einen gleichmäßigen Wasserdruck in der Stadt. Ende des Jahres 1989 verfügten die VWM im Bereich Lahnstein über 121 Kilometer Rohrleitung, an die 3.835 Verbraucher angeschlossen waren. Es werden etwa 1,25 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an die Kunden abgegeben. Hiervon werden 67,1 Prozent in Lahnstein gefördert. Der Restbedarf stammt aus dem Bereich Koblenz, für Niederlahnstein vor allem aus dem Pumpwerk „Horchheimer Höhe“, das Trinkwasser aus dem Hochbehälter „Kratzkopf“ und in den Hochbehälter „Lichterkopf“ fördert. Von dort aus wird es weiterverteilt. Der Großteil der Eigenförderung stammt aus dem Wasserwerk „Grenbach“. Einen bescheidenen Part leistet die Quelle „Bug“.

 

 

6.4 Weitere Erschließungsmaßnahmen

 

Im Zuge von Erschließungsmaßnahmen wurden 1992 rund 2900 Meter Hauptrohrleitungen verlegt.80 Im Rahmen von Straßenbau- und Kanalisierungsarbeiten kam es zur Erneuerung oder Ergänzung von weiteren Rohrleitungen (insgesamt 3500 Meter). 1992 betrug die Gesamtlänge des Rohrnetzes etwa 629,4 Kilometer (Hausanschlussleitungen nicht eingerechnet). Zusätzlich wurden zur Herstellung von Hausanschlüssen 4.500 Meter neue Leitungen verlegt, sodass 1992 innerhalb des Geschäftsbereiches der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein insgesamt 320,8 Kilometer vorgehalten wurden, die sich auf 28.117 Stück Hausanschlüsse aufteilten. Für die Wasserversorgung wurde damit ein Netz mit einer Länge von 950,2 Kilometer (Stand 31. Dezember 1992) betrieben.

 

1992 wurde auch die Neuorientierung der Wasserversorgung auf der rechten Rheinseite abgeschlossen, die mit der Errichtung des Rheindükers zwischen 1979 und 1983 begonnen hatte. Gemeint ist vor allem die „Ersatzwasserbeschaffung Weitersburg“: Im Rahmen der Baumaßnahme der Verbandsgemeinde Vallendar zur Kanalisierung der Kirchhohl wurde eine Haupttransportleitung ab Vallendar bis zum Hochbehälter „Gumschlag“ mitverlegt. Gleichzeitig wurde ein Gebäude für das Pumpwerk „Weitersburg“ errichtet und das Pumpwerk maschinell und elektrisch fertiggestellt. Dieses Projekt ersetzte die seit Jahren durch das Gesundheitsamt beanstandete Quelle „Weitersburg“ und stellte die Wasserversorgung der Gemeinde Weitersburg auf eine neue zukunftssichere Basis. 1992 wurde auch die Sanierung des Hochbehälters „Ziegenbusch“ in Vallendar abgeschlossen. Zudem begann man mit der Überholung des Tiefbehälters beim Pumpwerk „Bächelstraße“. 1993 wurden an neuen Hauptrohrleitungen 2300 Meter Versorgungsleitungen als Erschließungsmaßnahmen und 3100 Meter Rohrleitungen ergänzt oder erneuert. Damit betrug die Gesamtlänge des Rohrnetzes 631,7 Kilometer ohne Hausanschlussleitungen. 1993 wurden 4.500 Meter Hausanschlussleitungen verlegt, sodass die Gesamtlänge auf 325,3 Kilometer stieg. Insgesamt wurden 28.364 Hausanschlüsse gezählt.

 

 

6.5 Die VWM heute

 

Das Versorgungsgebiet der „Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein“ umfasst heute eine Fläche von 172 Quadratkilometern. Aus den insgesamt 78 Wasserversorgungsanlagen werden rund 145.000 Einwohner mit Wasser versorgt. In das Rohrnetz der VWM speisen sechs Quellen – fünf im Bereich Vallendar, eine in Lahnstein – und elf Brunnen ein. Die überwiegende Wassermenge wird in vier Aufbereitungsanlagen (Feisternacht, Arenberg, Grenbach und Oberwerth) behandelt. An fünf Übernahmestellen bezieht die VWM zur Zeit rund ein Drittel der zur Verteilung kommenden Wassermenge. Im Süden des Versorgungsgebietes wird seit dem 6. Januar 1989 Wasser an ein benachbartes Versorgungsunternehmen, das Wasserwerk der Verbandsgemeinde Braubach, abgegeben.81

 

Das aufbereitete Wasser wird in 50 Behälteranlagen mit einem Gesamtinhalt von 37.184 Kubikmetern gespeichert und entsprechend dem Bedarf abgegeben. Die Behälter werden von 24 Pumpwerken gefüllt. Der spezifische Wasserbedarf – einschließlich der Verluste und des Eigenbedarfs des Wasserwerkes sowie des unkontrollierten Verbrauchs – liegt bei rund 202 Litern pro Einwohner und Tag. Der maximale Tagesbedarf des Jahres 1992 ergab sich am 20. Juli. An diesem Tag wurden insgesamt 35.546 Kubikmeter Wasser in das Versorgungsnetz eingespeist. Damit ergab sich an diesem Höchsttag ein gemittelter maximaler Bedarf von rund 252 Litern pro Einwohner und Tag. Das waren rund 16 Liter pro Einwohner weniger als im Jahr zuvor.82 Die Deckung des Spitzenbedarfs erfolgte zu 67,7 Prozent aus Eigenanlagen der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein und zu 32,3 Prozent aus Bezug erfolgt (Stand 1993). Wesentlich ist der dominierende Anteil des Wasserwerkes „Oberwerth“ mit 50,5 Prozent und der Bezug vom Wasserwerk „Kaltenengers“ der Wasserwerk Koblenz/Weißenthurrn GmbH mit 29,2 Prozent.

 

6.6 Hochwasser 1993/94 und 1995

 

Die als „Jahrhunderthochwasser“ bezeichneten Schadensereignisse (obwohl nur eine 30jährige Häufigkeit vorlag) von Weihnachten 1993/Neujahr 1994 und vom Januar 1995 haben gezeigt, dass die Wassergewinnung auf dem Oberwerth auch diese extremen Rheinpegel weitgehend schadlos übersteht. Während der Rheinpegel am 23. Dezember 1993 9,52 Meter erreichte, war der maximale Stand am 30. Januar 1995 mit 9,20 Metern erreicht. Die beiden Hochwasserwellen unterscheiden sich grundsätzlich. 1993/94 lief das Wasser innerhalb von 14 Stunden auf die Maximalhöhe auf und war im Wesentlichen durch ein Moselhochwasser geprägt. Das Hochwasser 1995, durch lang anhaltenden Regen, vorangegangenem Frost und gleichzeitig einsetzender Schneeschmelze gezeichnet, zeigte fast acht Tage lang hohe Rheinpegelwasserstände und führte zum Beispiel im Wasserwerk „Oberwerth“ zu zunehmenden Einbrüchen im Hauptpumpwerk und bei der Verdüsung. Zum Vergleich: Bei dem hohen Wasserstand 1993/94 war insbesondere das an der Mosel gelegene Pumpwerk „Metternich“ gefährdet.

 

 

6.7 Wasserqualität

 

Der Grenzwert der EU für Pflanzenschutz und Behandlungsmittel trat am 1. Oktober 1986 in Kraft. Seitdem gelten folgende Höchstgrenzen: 0,1 Mikrogramm/Liter für die Einzelsubstanz und 0,5 Mikrogramm/Liter für die Summe aller Pflanzenschutzmittel. 1990 wurde das Trinkwasser entsprechend der neuen Bestimmungen untersucht. Man stellte fest, dass besonders im Oberlahnsteiner Wasserwerk „Grenbach“ eine erhebliche Belastung mit Pflanzenschutzmitteln im Rohwasser vorlag. Insgesamt wurde eine Menge von 1,77 Mikrogramm pro Liter festgestellt. Das Trinkwasser war jedoch dank der Filtration über Aktivkohle in diesem Wasserwerk stets einwandfrei gewesen. Zudem stellte man im Vorfeld des Wasserwerkes Oberwerth im Grundwasser eine Verunreinigung mit Cyanid fest. Nach Unterrichtung der Aufsichtsbehörden wurden in beiden Fällen Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. Im Geschäftsbereich der VWM wurden 1992 entsprechend dem Probeentnahmeplan 853 Wasserproben bakteriologisch untersucht. Die deutliche Erhöhung der entnommenen Proben – 1991 waren es noch 696 – ist darauf zurückzuführen, dass auf Wunsch der Gesundheitsämter Koblenz und Lahnstein alle Rohwässer mit in die bakteriologische Untersuchung einbezogen wurden. Damit war auch einer Empfehlung des Landes entsprochen. Mit in dieser Summe enthalten ist die Beprobung neu verlegter Rohrleitungen vor der ersten Inbetriebnahme sowie bakteriologische Proben von gereinigten Hochbehältern vor der Inbetriebnahme und Einspeisung in das Versorgungsnetz.

 

Um die Überwachung der Wasserqualität zu verbessern, wurden 1993 sogar 935 Proben entnommen. Davon waren – einschließlich der 59 Trinkwasserproben – 160 zu beanstanden. Auf den ersten Blick ist dies eine sehr hohe Zahl, doch wird man beim näheren Hinsehen schnell feststellen, dass die Trinkwasserqualität im Geschäftsbereich der VWM zu keinem Zeitpunkt gefährdet war, denn der Großteil der bemängelten Wasserproben war entweder vor oder nach Abschluss von Hochbehälterleitungen sowie der Erstinbetriebnahme von neu verlegten Rohrleitungen entnommen worden. Jede mögliche Beeinträchtigung des Trinkwassers wird sofort den zuständigen Gesundheitsämtern angezeigt. Fazit: Auch 1993 wurden Verkeimungen im größeren Ausmaß, die Einflüsse oder Hinweise auf größere Einbrüche in der bakteriologischen Wasserqualität hätten zeigen können, nicht festgestellt.

 

Beim Rückblick auf die Entwicklungen und Verbesserungen der vergangenen Jahre zeigt sich, dass das Trinkwasser in unserer Region sehr gut geworden ist, auch wenn in den Medien hin und wieder das Gegenteil behauptet wird.  Seit dem vorläufigen Ende der großen Investitionen Ende der 1990er-Jahre steht bei den Vereinigten Wasserwerken vorwiegend die Qualitätssicherung im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang kommt den Schutzgebieten der Wasserfassungen eine immer größere Bedeutung zu. Vielfältige konkurrierende Nutzungen sind geeignet, die Grundwasserqualität zu beeinträchtigen. Daher muss dem Wasserschutz innerhalb der Wasserschutzgebiete oberste Priorität zukommen. Neben der wichtigen Aufgabe der Qualitätssicherung gehört zu den Aufgaben der Zukunft auch die Erneuerung des zum Teil aus der Gründerzeit der öffentlichen Wasserversorgung stammenden Anlagen des Rohrnetzes, aber auch die Verbesserung der Hochbehälter, die durch Erneuerungsarbeiten dem sich ständig ändernden Stand der Technik angepasst werden müssen. Wesentlich ist auch, den Wassertransport sicherzustellen, um Gewerbe- und Industrieansiedlungen zu ermöglichen, aber auch neue, dem Wohnen gewidmete Flächen mit Wasser zu versorgen.

Zur vollständigen Sicherung der Wasserversorgung, insbesondere des Kernbereiches von Koblenz, ist der Bau einer Haupttransport-Druckleitung von Kaltenengers über die Kurt-Schumacher-Brücke bis in den Hochbehälter „Geisenkopf“ erforderlich. Teilabschnitte dieses Großprojektes sind schon gebaut. Durch diese zweite Großeinspeisung wird es möglich sein, das im Neuwieder Becken gewonnene Trinkwasser in noch größerem Umfang als bisher zur Versorgung zu nutzen. Dieses Großprojekt bestimmt die Investitionen auch noch heute. Es dient der Entwicklung des ganzen Raumes.

 

 

6.8 Bestandsaufnahme 2007

 

Wenn Deutsche an persönliche Sparpotenziale denken, sehen sie die besten Möglichkeiten beim täglichen Umgang mit dem Trinkwasser. Erst dann folgen Kleidung, Urlaub, Kultur, Auto und Ernährung. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage, die Anfang 2007 im Auftrag des nach eigenen Angaben ersten und weltweit führenden Unternehmens für die verbrauchsgerechte Erfassung und Abrechnung von Energie, Wasser und Hausnebenkosten, „ista“, veröffentlicht wurde. Im Detail heißt das: 62 Prozent der Befragten betonen, dass sich am Wasser sehr viel oder zumindest etwas sparen lässt. Ein ähnlich hohes Einsparpotenzial sehen die Befragten nur bei der Kleidung (60 Prozent). Alle anderen Möglichkeiten werden weniger häufig genannt, wobei Mehrfachangaben möglich waren: So meinen 54 Prozent der Befragten, am Urlaub sparen zu können, weitere 53 Prozent nennen kulturelle Aktionen wie Kino- oder Konzertbesuche. Knapp jeder Zweite würde am Auto (48 Prozent) oder an der Ernährung (45 Prozent) sparen. Frauen sehen ein höheres Sparpotenzial beim Wasser als Männer (67/57 Prozent). Ähnliches gilt für den Kostenfaktor Kleidung (67/53 Prozent) und für kulturelle Aktivitäten (59/47 Prozent). Die Bereitschaft der Befragten, für einen sparsameren Umgang mit Wasser ihre Gewohnheiten umzustellen, ist durchaus vorhanden. So wäre fast jeder bereit, statt eines Vollbads eine Dusche zu nehmen (91 Prozent). 86 Prozent würden seltener als bisher das Auto waschen lassen und 82 Prozent beim Einseifen die Dusche abstellen. Mehr als drei Viertel würden beim Zähneputzen einen Becher benutzen (77 Prozent). 74 Prozent können sich vorstellen, den Garten seltener zu gießen. Das Wäschewaschen einzuschränken ist allerdings nur für 37 Prozent der Befragten denkbar.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass viele Deutsche nur unklare Vorstellungen über den Mehrverbrauch defekter Sanitärinstallationen haben. So schätzen die Teilnehmer an der Forsa-Umfrage den Verbrauch einer defekten Toilettenspülung im Mittel auf knapp 70 Liter am Tag. Tatsächlich schlägt eine ständig laufende Wasserspülung jedoch mit bis zu 500 Litern zu Buche. Eine ähnliche Fehleinschätzung gibt es für den Fall eines tropfenden Wasserhahns. Der Mehrverbrauch wird im Durchschnitt auf 16 Liter geschätzt, obwohl es 45 Liter am Tag sind. Auch die Höhe der täglichen Pro-Kopf-Abgabe an Trinkwasser scheint den meisten Deutschen nicht bewusst zu sein. 65 Prozent der befragten schätzen den Verbrauch völlig falsch auf 40 bis 85 Liter ein, obwohl es im Schnitt rund 130 Liter sind.83 Das Ergebnis der Forsa-Umfrage dürfte die deutschen Wasserversorger nicht unbedingt erfreuen. Und das liegt vor allem an dieser Tatsache: Je höher die Wasserabgabe, desto besser größer werden die finanziellen Spielräume, um die Versorgungssysteme auf einem hohen technischen Standard zu halten. Umgekehrt heißt das: Wenn die Wasserabgabe sinkt, müssen die Gebühren nach oben angepasst werden. Ungeachtet der Tatsache, dass das Wasserdargebot in den meisten deutschen Versorgungsgebieten ausreicht und Wasserwerke in der Regel auch die Spitzentage problemlos bewältigen, häuften sich pünktlich zum Weltwassertag am 22. März 2007 die Krisenmeldungen über das wichtigste Lebensmittel. Hintergrund war die Wiederentdeckung des Themas Umwelt in vielen Medien, die feststellen, dass sich mit Öko-Schreckensmeldungen aus aller Welt trefflich Auflagen- und Quotensteigerungen erzielen lassen. Auf Nachfrage der Rhein-Zeitung bei der Energieversorgung Mittelrhein ergab sich zumindest für das Versorgungsgebiet der Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein ein wesentlich beruhigenderes Bild. Ergebnis: Der Trinkwasserverbrauch geht weiter zurück, der Wasserpreis liegt auf dem Niveau des Jahres 1986. Und es wird weiter kräftig in die Modernisierung der Systeme investiert.84

 

Insgesamt bewegt sich die tägliche Pro-Kopf-Abgabe im Versorgungsgebiet der VWM leicht unter dem Bundesdurchschnitt – 2006 waren es rund 125 Liter. Rechnet man den Bedarf von Betrieben und öffentlichen Einrichtungen dazu, steigt die Abgabe allerdings auf 182 Liter pro Kopf. Dennoch sank die Abgabe der VWM von 9,5 Millionen Kubikmetern 1993 auf 8,5 Millionen Kubikmeter 2006. Bei der EVM führt man den Rückgang der Wasserabgabe vor allem auf die technischen Verbesserungen für den Haushalt zurück. Waschmaschinen und Geschirrspüler arbeiten heute wesentlich ökonomischer, als es noch vor einigen Jahren der Fall war.

 

Trotz der stabilen Entwicklungen wird in den kommenden Monaten und Jahren kräftig investiert werden. So wurde Anfang 2007 in der Nähe der Metternicher Reitanlage ein neuer Hochbehälter begonnen. Zuvor wurde eine neue Verbindungsleitung vom Wasserwerk Kaltenengers nach Bubenheim vollendet, die nach dem Bau der Entlastungsstraße „Nordtangente“ nach Metternich weitergeführt wird. Und schließlich werden im gesamten Versorgungsgebiet laufend Leitungen erneuert. Dies alles erfordert millionenschwere Investitionen, die ausschließlich über den Wasserpreis finanziert werden. Der Rückgang der Wasserabgabe ist laut VWM auch ein Grund, warum zum Jahresbeginn 2007 der Wasserpreis von 1,35 auf 1,45 Euro pro Kubikmeter angehoben wurde. Damit wurde genau das Preisniveau des Jahres 1986 erreicht, als infolge der neuen EU-Trinkwasserverordnung die fast komplette Erneuerung der Versorgungssysteme eingeleitet wurde.

 

Fazit: Die VWM sieht die Wasserversorgung in der Region Koblenz als gesichert an, was auch ein Blick in die Statistik zeigt. Der Spitzen-Tageswert im Rekordsommer 2003 lag bei einer Abgabe von rund 37.000 Kubikmetern. Im Vergleich dazu war der Spitzenwert vom 1976 astronomisch hoch. Damals wurden an einem heißen Sommertag in Koblenz sage und schreibe täglich 53.587 Kubikmeter abgegeben. Alles in allem scheint die Wasserversorgung in Koblenz gut aufgestellt zu sein. Und auch für Dargebot und Wasserqualität scheint es in der Region Mittelrhein keine Schwierigkeiten zu geben. Dennoch wird die Organisation der Wasserversorgung im nördlichen Rheinland-Pfalz künftig Sorgen bereiten. Zwar sind auch die kleinen Versorger in ein Verbundnetz eingeschlossen, sodass die Versorgung auch an extremen Tagen gesichert ist, doch ist es fraglich, ob aus rein wirtschaftlicher Sicht die kleineren Unternehmen überlebensfähig sind. Das Problem: Die Kosten steigen, der Verbrauch geht zurück oder stagniert. Damit stehen perspektivisch weniger Mittel für Erhalt und Ausbau der Netze zur Verfügung. Und die Erhöhung der Abgabegebühren ist kein Alleinheilmittel. Eine Lösung könnte die Bildung von noch leistungsstärkeren Verbünden bringen. Das Beispiel der Vereinigten Wasserwerke hat gezeigt, dass dieses gemeindeübergreifende Modell sehr wohl funktionieren kann. Beim Blick auf die kleineren Nachbarversorger – zum Beispiel in Bad Ems oder Höhr-Grenzhausen – liegt es nahe, wenn sich gerade diese Unternehmen dem größeren Verbund anschließen würden. Soviel zur Theorie. In der Praxis dürften die örtlichen Rivalitäten einer solchen Lösung im Wege stehen. Doch es gibt trotzdem Möglichkeiten, die kommunale Wasserversorgung wirtschaftlicher zu gestalten, ohne die Anlagen gleich zu Schleuderpreisen an große Privatversorger zu veräußern. Das traditionsreiche Genossenschaftsmodell könnte gerade in solchen Fällen eine zukunftsweisende Alternative sein. Und das Beispiel der Emschergenossenschaft hat gezeigt, dass das Ganze auch gut funktionieren kann. Nicht umsonst weist Hans Pfeifer gerne auf diese Alternative hin. Im Dezember 2006 erinnerte der Vorstandsvorsitzende des auch für den Raum Koblenz zuständigen Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) an die Gründung von Wassergenossenschaften.85 Der Vorteil: Jeder Partner bleibt selbstständig, hat aber die Möglichkeit, durch gemeinsame Optimierung von Personal und Technik wirtschaftlicher zu arbeiten. Das Genossenschaftsmodell könnte in der Tat ein wirksames Modell gegen die Auslieferung kommunalen Eigentums an Großkonzerne sein. Und mit der Änderung des Genossenschaftsgesetzes im August 2006 wurden auch viele formale Hürden abgeschafft, sodass sich auch kleinere Kommunen eine effektive Organisation leisten können.

 

 

 

1 Mündliche Auskunft Energieversorgung Mittelrhein, 22. März 2007. Dazu auch URL: <http://www.evm.koblenz.de> (Zugriff am 23. April 2007). Die EVM gibt die Zahl der „Trinkwasserkunden“ für das Jahr 2006 mit 62.879 an. Das waren 179 mehr als im Vorjahr.

2 Vgl. URL: <http.//www.evm-koblenz.de> (Zugriff am 23. April 2007). Angaben für das Geschäftsjahr 2005.

3 Die folgenden Angaben beruhen auf mündlichen Angaben und Informationen aus den Hausakten der Energieversorgung Mittelrhein.

4 Die folgenden Angaben beruhen auf Informationen der Energieversorgung Mittelrhein.

5 Dazu URL: <http://www.evm-koblenz.de>. Zugriff am 23. April 2007.

6 Dazu Gimbel, Rolf/Martin Jekel, Rainer Ließfeld, Wasseraufbereitung – Grundlagen und Verfahren. Hg. DVGW – Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfachs e.V., München/Wien 2004, S.63 ff.: So kommen bei der Behandlung von Oberflächenwasser zusätzlich Verfahren zum Einsatz, mit denen die Trübung des Wassers beseitigt wird.

7 Dazu grundsätzlich: Ebel, Otto-Gerhard (Hg.), Maschinelle und elektrische Anlagen in Wasserwerken. DVGW, Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs, München 1995, S. 4, 10 und 13 ff.

8 Dazu: Gimbel, Wasseraufbereitung, S. 117 ff.

9 Vgl. Gimbel, Wasseraufbereitung, S. 25 ff. und 35.

10 Dolomitisches Material = kalkhaltiges Sedimentgestein.

11 Die aktuelle Fassung ist die „Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001 (BGBl. I S. 959), geändert durch Artikel 363 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407)“. Die TVO ist heute unter URL: <http://bundesrecht.juris.de/trinkwv_2001/BJNR095910001.html> ab-rufbar (Zugriff am 25. April 2007).

12 Dazu: Gimbel, Wasseraufbereitung, S. 274 ff. und 315 ff.

13 Dazu vor allem URL: <http://bundesrecht.juris.de/whg/BJNR 011100957. html> „Wasserhaushaltsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. August 2002 (BGBl. I S. 3245), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1746)“ (Zugriff am 25. April 2007).

14 Dazu URL: <http://rlp.juris.de/rlp/WasG_RP_2004_rahmen.htm> Wassergesetz für das Land Rheinland-Pfalz (Landeswassergesetz – LWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Januar 2004.

15 Dazu: Umweltbericht 1989.

16 EVM-Hausakten: Projekt „Hochbehälter Simmerner Straße“.

17 Wenn nicht anders angegeben, stammen die Informationen über die Geschichte der Trinkwasserversorgung in Koblenz und Umgebung kurz vor und nach dem Zweiten Weltkrieg aus den technischen Jahresberichten in den Hausakten der Energieversorgung Mittelrhein.

18EVM-Hausakten: Notwasserversorgung (13. Juni 1942).

19 Die vierte Stufe war ein Provisorium aus der ersten Besatzungszeit und wurde nicht mehr in Betrieb genommen.

20 EVM-Hausakten: Bauakte Markana.

21 Der Hochbehälter „Ellingshohl“ wurde Anfang 1960 vergrößert.

22 Soweit nicht anders gekennzeichnet, stammen die Informationen über die Geschichte des Wasser-Zweckverbandes Urbar-Immendorf aus Hütten, Sittersbrünnchen.

23 EVM-Hausakten: Erläuterungsbericht zum Bau eines Hochbehälters für die Wasserversorgung der Gemeinde Arzheim, 9. September 1952.

24 Vgl. Rhein-Post, 4. März 1952.

25 EVM-Hausakten: Daten zur Wasserversorgung Vallendar 1960–1970.

26 Vgl. Brinkhaus, Theo, Oberwerth-Süd als Wassergewinnungsgebiet der Stadt Koblenz [masch.], Koblenz 1951, S. 1.

27 Vgl. Brinkhaus, Oberwerth-Süd, S. 4.

28 Dazu vor allem: Krämer, Hans-Henning, Vom Dorfbrunnen zum Wasserwerk. Geschichte der Trinkwasserversorgung an der Saar, Blieskastel 1999, S. 198 ff.

29 Vgl. Hünemörder, Kai F., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise und die Formierung der deutschen Umweltpolitik (1950–1973), Sturtgart 2004, S. 78.

30 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 94.

31 LHA-539,1, 1167: Bericht Wasserwirtschaftsamt, 11. Januar 1960.

32 LHA-539,1, 1167: Bericht Wasserwirtschaftsamt, 11. Januar 1960.

33 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 16./17. Januar 1960.

34 Rhein-Post vom 14. Januar 1960.

35 Die Freiheit, 15. Januar 1960.

36 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 95.

37 Vgl. Wicke, Die ökologischen Milliarden, S. 61.

38 Die folgenden Angaben beruhen auf: Delhey, Rudolf, Energieversorgung Mittelrhein – regionale Energiefachgesellschaft, in: Neue DELIWA-Zeitschrift, September 1969, S. 353 ff.

39 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 26. September 1950.

40 StAK-623, 8963: Amtsverwaltung Rhens an Stadtverwaltung Koblenz, 6. Februar 1953.

41 StAK-623, 8963: Gemeindeverwaltung Stolzenfels an die  Stadtverwaltung Koblenz, 6. Juli 1965.

42 StAK-623, 8963: Gemeindeverwaltung Stolzenfels an die Stadtverwaltung Koblenz, 6. Juli 1965.

43 EVM-Hausakten: Daten der Wasserversorgung Vallendar 1960–1970.

44 EVM-Hausakten: Daten der Wasserversorgung Vallendar 1960–1970.

45 EVM-Hausakten: Daten der Wasserversorgung Vallendar 1960–1970. 1970 wurden Arenberg und Immendorf im Rahmen der Gebietsreform Stadtteile von Koblenz. Die erst am 1. Januar gegründeten Stadtwerke Koblenz waren nun Mitglied im Zweckverband.

46EVM-Hausakten: Daten der Wasserversorgung Vallendar 1960–1970.

47 EVM-Hausakten: Daten der Wasserversorgung Vallendar 1960–1970.

48 Die Ausführungen in diesem Kapitel basieren auf den Hausakten der EVM und auf dem Aufsatz Brinkhaus, Theo, Struktur der Koblenzer Wasserversorgung [masch.], Koblenz 1976.

49 Dazu: Pickel, Alois/Andreas Neisius, Leben am Fluss. Heimatkundliches um Gülser Brücke, Mosel, Fähre und vieles mehr. Hg. vom Ortsring Güls, Koblenz 2006, S. 30 ff. Die Ausführungen bauen auf den Berichten des früheren EVM-Betriebsdirektors Wolfgang Heuser (zum Beispiel Heuser, Trinkwasser) auf.

 

50 Vgl. Pickel, Leben am Fluss, S. 31 f.

51 Vgl. Pickel, Leben am Fluss, S. 31.

52 Quelle: EVM-Hausakten.

53 Vgl. Vedewa. Kommunale Vereinigung für Wasser- und Abfallwirtschaft e.V., Energieversorgung Mittelrhein GmbH. Zentrale Leittechnik für den Betriebsverbund Koblenz–Vallendar–Lahnstein [masch.], Koblenz 1990, S. 3.

54 Vgl. Umweltbericht 1989. Stadt Koblenz. Amt für Brand- und Katastrophenschutz, Koblenz 1990 [masch.], S. 118.

55 Vgl. Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein. Zukunftsplanung Wasserversorgung. Studie über die geplante Transportleitung Westtangente (Entwurf). Rhenag, Rheinische Energie AG Köln und Energieversorgung Mittelrhein GmbH, Koblenz/Köln 1990 [masch.], S. 2. Für 1985 wurden die Jahresfördermengen der beiden Hauptwasserwerke Oberwerth und Kaltenengers mit 3.662.000 Kubikmetern bzw. 3.000.000 Kubikmetern angegeben.

56 Details zur Bauausführung: Frank, E./Heuser W. u. a., Der Rheintunnel Koblenz-Ehrenbreitstein, in: 3R international. 22 Jg., Heft 1/2, Januar/Februar 1983.

57 Vgl. Frank, Rheintunnel, S. 27 f.

58 Im Zuge der Bauarbeiten war auch ein Rohrpaket der Deutschen Bundespost zu verlegen.

59 Vgl. Versorgungstunnel unter dem Rhein bei Koblenz. Philipp Holzmann AG. Technischer  Bericht, März 1982, S. 2 f.

60 Vgl. Heuser, Wolfgang, Neuorientierung der Wasserversorgung im Großraum Koblenz – ein Überblick, in: Gußrohr-Technik 21, März 1986, S. 28.

61 Vgl. Heuser, Neuorientierung, S. 28 ff.

62 Vgl. Heuser, Neuorientierung, S. 28 ff.

63 Wenn nicht näher belegt, basieren die folgenden Auskünfte auf mündlichen Auskünften des früheren EVM-Betriebsdirektors Wolfgang Heuser.

64 Vgl. „Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001 (BGBl. I S. 959), geändert durch Artikel 363 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407)“. URL: <http:// bundesrecht.juris.de/trinkwv_ 2001/BJNR095910001.html> (Zugriff am 25. April 2007). Anlage 2 zu §6, Abs. 2. Die Grenzwerte für den Nitratgehalt wurden in der Novelle von 2001 nicht verändert.

65 Die Ausführungen über die Gülser Verhältnisse wurden entnommen aus: Heuser, Trinkwasser – Lebensmittel Nr. 1, in: Brunnenbuch. Hg. anlässlich des Gülser Dorfbrunnens. Ein  Beitrag zur Geschichte des Stadtteiles Güls, Koblenz 1989, S. 15f. Die Versorgungsanlagen am „Schleiderborn“ und „Sosem“ werden für Notfälle intakt gehalten.

66 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 119 f.

67 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 119.

68 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 120.

69 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 121.

70 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 123.

71 Dazu: Haase, Siegfried, Technisch-wirtschaftliche Untersuchungen zu Fragen der Aufbereitung von Rheinuferfiltrat in einem Wasserwerk am Mittelrhein. Diplomarbeit, Köln 1980 [masch].

72 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 123 f.

73 Vgl. „Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001 (BGBl. I S. 959), geändert durch Artikel 363 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407)“. URL: <http://bundesrecht.juris.de/trinkwv_ 2001/BJNR095910001.html> (Zugriff am 25. April 2007). Die TVO legt in § 4 eindeutig fest: (1) Wasser für den menschlichen Gebrauch muss frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein sein. Dieses Erfordernis gilt als erfüllt, wenn bei der Wassergewinnung, der Wasseraufbereitung und der Verteilung die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden und das Wasser für den menschlichen Gebrauch den Anforderungen der §§ 5 bis 7 entspricht. (2) Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage dürfen Wasser, das den Anforderungen […] oder den nach […] zugelassenen Abweichungen nicht entspricht, nicht als Wasser für den menschlichen Gebrauch abgeben und anderen nicht zur Verfügung stellen.“

74 Gimbel, Wasseraufbereitung, S. 2. Die DIN 2000 nach der Ausgabe 1973-11 wurde im Oktober 2000 modifiziert.

75 Vgl. Umweltbericht 1989, S. 124.

76 Vgl. Vereinigte Wasserwerke, S. 2.

77 Vgl. Vereinigte Wasserwerke, S. 3.

78 Dazu: Projekte im Wasserwerksbau. Integrierter Elektrotechnischer Anlagenbau. Hg. von der Rheinelektra, Unternehmensbereich Technik, Mannheim o. J.

79 Soweit nicht anders angegeben, basieren die Ausführungen in diesem Kapitel auf mündlichen und schriftlichen Auskünften des früheren EVM-Betriebsdirektors Wolfgang Häuser.

801991 wurden 3300 Meter Versorgungsleitungen als Erschließungsmaßnahmen und 4500 Meter Rohrleitungen erneuert, so dass 7800 Meter verschiedener Nennweiten verlegt wurden. Die Gesamtlänge des Rohrnetzes betrug damals 626,5 Kilometer – Hausanschlussleitungen nicht eingerechnet. Zusätzlich wurden 1991 5000 Meter neue Hausanschlussleitungen gelegt.

81 Vgl. EVM-Hauszeitschrift „Mit Energie leben. Wir sorgen für Informationen“ 28/91.

82 Der maximale Tagesbedarf für 1993 wurde am 29. April ermittelt. Pro Einwohner ergab sich ein durchschnittlicher Bedarf von 261 Litern. Das waren neun Liter mehr als im Vorjahr.

83 Dazu Pressemitteilung vom 28. Februar 2007: URL:<http:// www.ista.de/print/4525.html>(Zugriff am 23. April 2007). Für die Umfrage wurden vom 2. bis 4. Januar 2007 1005 Personen im Alter ab 14 Jahren telefonisch befragt.

84 Die folgenden Angaben beruhen auf einem Gespräch mit Siegfried Haase, Bereichsleiter Wasserwirtschaft bei der Energieversorgung Mittelrhein am 13. März 2007. Dazu auch: Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 22. März 2007.

85 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 13. Dezember 2006.

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