Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

600 Kilometer von West nach Ost

Nein! Ich wollte mich an dieser Stelle ursprünglich nicht über die Corona-Krise äußern, die auch für Deutschland gravierende Folgen hat. Nach einer lethargischen Phase infolge des "Stubenarrests mit Freigang" gab es für mich nur noch einen Wunsch: Einfach raus, und ich nutzte die Chance, sofort nach Wiederöffnung der Hotels los zu radeln. Das war so nicht geplant. Eigentlich wollte ich eine Schlagerreise nach Mallorca antreten. Das hörte sich witzig an, es wäre sicherlich auch so geworden - doch dann kam die Absage! Natürlich wegen Corona....

 

Ein Ersatz musste her! Ich hatte keine Lust mehr, ermüdende Diskussionen zu führen, zumal man wieder gefährlich lebt, wenn man nicht die offenbar universell gültigen Allgemeinplätze vertritt und die Chuzpe besitzt, diese auch noch als aktuellen Stand der Wissenschaft zu verkaufen. Ich bin jedoch vor allem erstaunt darüber, welcher Geist wieder im Land Einzug gehalten hat: Dazu gehören vor allem der blinde Glaube an Autoritäten, die sehr gern in Zitierkartellen agieren, und die verbale Hexenjagd auf jeden zu eröffnen, der es wagt, die Unfehlbarkeit der Charité, des RKI, der Hopkins-Universität und sogenannter Haltungsjournalisten in den Leitmedien (die sich offenbar auf der richtigen Seite wähnen) anzuzweifeln. Dabei geht es doch gar nicht darum, die Arbeit dieser Institutionen infrage zustellen, sondern um die Tatsache, dass ein offener Diskurs nicht mehr möglich ist - selbst unter ausgewiesenen Fachleuten. Dieses Phänomen hat allerdings eine lange Vorgeschichte: Wissenschaftliche Arbeiten oder publizistische Beiträge, die nicht aus den führenden "Schulen" kommen und deren Autoren nicht den richtigen "Stallgeruch" haben, wurden schon immer gern igoriert.

 

Den größten Eifer legten und legen auch in meinem erweiterten Bekanntenkreis diejenigen an den Tag, die sich selbst gern als Menschenfreunde sehen und selbstverständlich einen "linksgrünliberalen" Hintergrund haben. Der neue Untertan von heute geriert sich bunt, erinnert bei näherer Betrachtung aber vor allem an einen religiösen Fanatiker mit dem Elan eines Gegenreformators. Mal schauen, wo die Intoleranz der Toleranten noch hinführt. 

 

Was mich betrifft: Ich habe es grundsätzlich gar nichts dagegen, im Seuchenfall den Laden für einige Wochen dicht zu machen. Doch wenn man sich für einen solchen Schritt entscheidet, muss man es rechtzeitig tun, was die Geschichte gerade im Falle von Koblenz zeigt. Ich Erinnere an die Cholera-Welle von 1833, Details können unter Downloads in Teil 1 eingesehen werden. Ich sage auch, dass die "Salamitaktik", wie sie zelebriert wurde und immer noch wird, keine positiven Folgen haben wird (das reicht ja heute schon, um als Verschwörungstheoretiker bezeichnet zu werden). Meine Kurztour hat gezeigt, dass sich die gravierenden dauerhaften wirtschaftlichen Konsequenzen bereits jetzt abzeichnen.

Zur Tour selbst: Sie ist ein Teil der Route Koblenz-Prag-Würzburg, die ich im Sommer 1991 gemeinsam mit einem Bekannten geradelt bin. Ich war damals 27 Jahre alt, es reichte ein 600-Mark-Fahrrad, das nicht nur mit dem üblichen Gepäck, sondern auch noch mit Camping-Utensilien samt Schlafsack und Zelt vollgepackt war. Und die insgesamt 1500 Kilometer lange Tour war schwer, es gab damals kaum Radfernwege, wir fuhren nach Straßenkarte über Nebenstrecken. Der Vorteil war, dass wir kaum Umwege hatten, diesem Vorteil standen allerdings die zum Teil extremen Steigungen nachteilig gegenüber. Schon damals hatten wir uns überlegt, die Tour in 20 oder 30 Jahren noch mal zu fahren, um zu sehen, was sich geändert hat. Der Aufbau Ost lag damals in den Anfängen, man konnte also sehr gut sehen, was der real existierende Sozialismus in der Praxis anrichtet. Dieses "Anschauungsmaterial" gibt es heute nur noch in Ausnahmefällen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich die jüngere Generation, angestachelt durch Ewiggestrige, wieder nach dem Sozialismus zurücksehnt? Ich frage mich immer öfter, was diese Leute eigentlich geraucht haben - oder immer noch rauchen...

 

29 Jahre "danach" war ich mit dem E-Fahrrad (immer noch das Cube Touring-Hybrid 500) und Navigationssoftware unterwegs - und konnte überwiegend auf gut ausgebauten Radwegen radeln, die um die schwersten Hindernisse herumgeführt wurden. Meistens wurde man durch liebevoll instandgesetzte Städte und Dörfer geführt. Ein Fazit: Eine der schönsten Touren, die man hierzulande fahren kann, vor allem dann, wenn sie - wie in meinem Fall - pannenfrei verläuft.

 

Was auffiel: In vielen Gemeinden waren kaum Menschen zu sehen. Ob das nur auf die Corona-Krise zurückzuführen ist, dürfte nicht nur aus meiner Sicht fraglich sein. Dass die neuen Bundesländer Potenzial haben, wird immer noch verkannt. In den "alten" Bundesländern ergötzt sich so mancher lieber an den eigenen Vorurteilen...

 

Ein Hinweis für die folgenden Seiten: Wie bereits für 2019 kann der exakte Streckenverlauf über Komoot angeklickt werden, ich habe alles für jeden Tag verlinkt. Die Kilometerangaben entsprechen - wie immer - der "Tagesration", die am Abend auf dem Tacho stand. Die "Hotelsuchfahrten" an den Zielorten sind mit einbezogen, während die - geringeren - Komoot-Angaben die reinen Strecken betrifft. Zu den Fotos: Mir ist bewusst, dass die Qualität besser sein könnte, ich wollte keine Fotoausrüstung mitschleppen. Bei einer Radtour von gerade einmal einer Woche ist kleines Gepäck angesagt - und damit muss als Kamera das Mobiltelefon genügen.

Kontakt

Reinhard Kallenbach

Altenhof 11

56068 Koblenz

Tel. +49 261 390 746 54

Druckversion | Sitemap
© Dr. Dr. Reinhard Kallenbach 1993-2024

Anrufen

E-Mail

Anfahrt