Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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8. Tag: Hof-Glauchau 101  Km

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Strecke 8. Tourtag

Um es  vorweg zu sagen: Mit einem normalen Fahrrad hätte ich die Etappe wohl teilen müssen. Denn die Tour durchs Vogtland ist zwar  schön, aber sehr, sehr anstrengend. Knackige Steigungen und rasante Abfahrten wechseln sich ab. Erst nach etwa 70 Kilometern wird es gemütlicher, man rollt quasi nach Zwickau hinein. Und der Rest bis Glauchau ist Formsache, der Mulderadweg verläuft eben.

 

Für mich begann der Tag mit  einigen Schreckminuten. Denn etwa 12 Kilometer vor Plauen merkte  ich, dass ich meinen Schlüsselbund samt Schloss fehlen Wenn alles weg gewesen wäre, hätte ich wohl aufgeben müssen. Dann habe ich im Hotel angerufen, und dort bestätigte man mir, alles  gefunden zu haben. Was tun? Umdrehen und nach Hof zurückfahren? 18 Kilometer voller Steigungen, und dann noch mal die selbe Strecke zurück? Das wäre es dann mit der Etappe gewesen. Ich beschloss,  nach Plauen weiterzufahren und dort eine längere Pause einzulegen – um auf ein Taxi zu warten, das das Hotel geordert  hatte, um mir  den Schlüssel zu bringen. Das Ganze kostete 59 Euro. Selbst schuld, wenn man nicht aufpasst! Aber ich war am Ende trotzdem entspannt, es hätte alles schlimmer kommen können.

 

Plauen ist recht hübsch, allerdings merkt man abseits der Innenstadt, dass es hier keinen Wohnungsmangel gibt. So manches gründerzeitliche Haus steht leer, entsprechend ist der Zustand der Gebäude. Eine Beobachtung, die sich im Laufe des Tages noch bestätigten sollte. Auf dem weiteren Weg  nach Zwickau stellte ich fest, dass das Gebiet alles anderen als dicht besiedelt ist. Und in vielen Dörfern gab es noch nicht einmal ein Geschäft – oder die Läden hatten geschlossen. Auch Gaststätten sind in diesem Bereich des Vogtlandes Mangelware. Sehr zu meinem Leidwesen, denn es war wieder ein sehr warmer Tag und ich hätte gern ein eiskaltes Bier oder eine Schorle bestellt. Sogar in der Kreisstadt Reichenberg gab es kaum etwas, aber immerhin einen Getränkehandel, in dem ich „nachtanken“ konnte.

Plauen. Historisches Rathaus.
Talsperre Pöhl in der Nähe von Plauen.

Eine völlig andere Situation präsentiere sich in Zwickau. Sehr schön saniert, viele Lokale und ein Marktplatz, in dem es auch ein schattiges Plätzchen gab. Das war wichtig, denn während es auf den Höhen einigermaßen erträglich war, lagen die Temperaturen in der Stadt um die 30 Grad.

Der Hauptmarkt in der Zwickauer Altstadt. Im Hintergrund: Der heute evangelische Mariendom.

Nach Erdbeerkuchen und Getränken ging  es  weiter nach Glauchau, dem Ziel der Etappe, das ich gegen 17 Uhr erreichte. Vor den Toren der Stadt gibt es noch eine große, einst sächsische, dann russische Kaserne. Das Monstrum steht jetzt leer und ist keine Zierde. Die Stadt weiß dagegen zu gefallen. Dass die Einwohnerzahlen von einst 30.000 auf nun rund 22.000  gesunken sind, merkt man eigentlich überall.  Viele Häuser sind ein Sanierungsfall, und in der Fußgängerzone gibt es etliche Leerstände. Auch das gastronomische Angebot ist – quantitativ gesehen – überschaubar. Ein sehr schöner Ort ist das Deutsche Haus am  Marktplatz. Speisekarte mit deutschen Gerichten, alles gut und frisch zubereite. Kleiner Biertipp: Glückauf – die bessere Alternative zur Einheitsplörre.

 

Die Spät-Imbisse, die man aus anderen  Städten kennt, gibt es hier natürlich auch. Dass ein Asiate sein Angebot  mit Dönern kombiniert, zeigte mich, dass man sich auch im Preiswert-Segment einiges einfallen lassen muss, wenn man bestehen muss. Denn die Stadt wirkte auffallend leer. Schon gegen 20 Uhr waren kaum noch Menschen auf den Straßen zu sehen. Merkwürdig. Aber es war ein Dienstag, das  ist  vielerorts  der  publikumsschwächste Tag der Woche.

Das Schloss von Glauchau.

Würde  es das VW-Werk in Zwickau nicht geben, hätte auch Glauchau ein Problem. Denn Zulieferer und Logistiker prägen das Wirtschaftsleben der Stadt. Das sollten sich auch gewisse Politiker einmal anschauen. Wer meint, so einfach mal die Axt an wichtige Wirtschaftsbereiche legen zu können, riskiert, das ganze Städte sterben.

 

Übernachtet habe ich in der Pension Förster, die früher auch ein Gasthaus war. Jetzt werden nur noch preiswerte Gästezimmer vermietet, die vor allem von Teams, die auf Montage sind, gebucht werden. Alles ist einfach und auch nicht neu, dafür aber sauber. Und auf Wunsch wird sogar  Frühstück bereitet. Und es gibt einen Kühlschrank mit Getränken. Das ist  vor allem an heißen Tagen sehr wichtig. Denn obwohl die Unterkunft recht zentral liegt, gibt es nicht einfach eine Kneipe an der nächsten Ecke. Sehr nettes Wirts-Ehepaar.

Der historische Markt von Glauchau.

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