Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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6. Tag: Rottenburg-Schwennigen 105,7 km

Wenn man nun mal auf der Höhe ist, will man ungern wieder herunter. Auf die Option, nach Rottenburg zurückzufahren, verzichtete ich deshalb - flacher konnte es ohnehin nicht werden: Das Quellgebiet des Neckars ist nicht weit! Eigentlich wollte ich Kurs  auf Ofterdingen nehmen. Heinrich von Ofterdingen war ja einer der Romanhelden von Novalis, der ja auf der Suche nach der Blauen Blume war - aber leider viel zu früh verstarb.  Aber Ofterdingen lag nicht gerade auf der Strecke - und ich verwarf meinen Plan. So wichtig sind mir blaue Blumen auch wieder nicht.

 

Im Landgasthaus Löwen habe ich übrigens gut übernachtet, die bislang beste Matratze der ganzen Tour. Die Frage war nur, wie ich weiter fahren wollte. Komplett über die Höhen hätte ich nur 80 Kilometer radeln müssen, um Villingen-Schwennigen zu erreichen. Aber da wäre ich wohl unterwegs zusammengebrochen - ich bin kein Leistungssportler. Mir war nur wichtig, dass ich nicht noch mal den dummen Weg vom Vorabend zurück nach Rottenburg fahren musste. Die Perspektive einer spektakulären Abfahrt reizte mich wenig, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass das, was einem gegeben, auch sofort wieder genommen wird. Und das sollte erst Recht für diese Etappe gelten, die bislang die schönste auf meiner Tour war - aber auch die anspruchsvollste. Es ging bergauf, bergab, manchmal musste ich schieben, um anschließend für die Strapazen mit einer schönen Abfahrt belohnt zu werden. Das Wetter stimmte übrigens auch: Heiter bis wolkig den ganzen Tag, die Bedingungen waren fast optimal. Der Tag begann kühl, doch am Nachmittag dürfte es das Thermometer auf die versprochenen 14 Grad geschafft haben.

 

Der Tourverlauf: Berge, Wälder, Wiesen, Auen, knuffige Orte, reizvolle Flusslandschaften: Der Tag brachte wirklich alles, was man sich für eine Etappe wünscht. Zu Beginn entschied ich mich, ausnahmsweise meinem Navigationsgerät zu folgen. Und wirklich: Ich musste den Weg nicht zurücknehmen, aber als ich feststellte, dass nicht das Navi komplett über die Berge schicken wollte, wurde ich eigensinnig. Schwupps - einfach der örtlichen Beschilderung gefolgt und über schöne Waldwege und Landschaften wie aus der Bier- oder Mineralwasserwerbung nach Bieringen. Gut, ich bin streng genommen ein Stück zurück gefahren, aber das hat sich gelohnt. Unten angekommen, nahm ich Kurs auf Horb am Neckar. Der Fluss war inzwischen recht schmal geworden….

Horb am Neckar.

Bis nach Horb war es ein Auf und Ab durch reizvolle Landschaften. Horb selbst ist ein kleines schmuckes Städtchen, das ideal für eine Mittagspause ist. Stopp in einem kleinen Eiscafé  - und dann ging es weiter Richtung Oberndorf am Neckar. Jetzt wurde es richtig anstrengend, die 30 Kilometer verlaufen nicht immer am Neckar entlang. Also: Man muss den Berg rauf. Aber das Ganze ist relativ komfortabel machbar, die Wege sind gut ausgeschildert - und die Strategen haben sich viel Mühe gegeben, um Radtouristen nicht auf die Straße zu zwingen. Dennoch kam ich mächtig ins Schnaufen. Irgendwann landete ich auf den Höhen - und im Höhenstadtteil Kastell von Sulz. Von dort eine schöne Abfahrt zum Neckar und dann weiter nach Oberndorf. Und so schien es, dass der Tourentag völlig unspektakulär zu Ende gehen würde. Doch ich hatte mich mal wieder getäuscht. Gut 5 Kilometer vor Rottweil ging es richtig zur Sache. Schieben durch herrliche Landschaften war angesagt. Das Tückische war nicht die Stärke der Steigung, sondern ihre Länge. Und mir wurde klar, warum E-Fahrräder immer beliebter werden …

 

Trotzdem: Der Weg nach Rotttweil war unspektakuär und schön - zumal die Beschilderung so gut war, dass man eigentlich keine Fehler machen konnte. Man hat viel in die Rad-Infrastruktur investiert - und es wurden Wege vorgeschlagen, die das Navi noch nicht “kannte”. Der Tag zeigte: Elektronik ist zwar hilfreich, aber am Ende zählen ganz andere Dinge…

Landschaft 5 Kilometer vor Rottweil.

Auch Rottweil hat eine herausgeputzte Altstadt, ich habe aber keinen Halt gemacht, wollte ich doch nach Schwennigen weiterkommen. Die Beschilderung war erneut hervorragend, und meine schlimmsten Befürchtungen erfüllten sich nicht. Das Navi hatte ein Höhenprofil ermittelt, das mich wahrscheinlich völlig überfordert hätte. Die neue Wegführung orientiert sich jedoch an der Bahnstrecke - und ich war völlig überrascht, dass ich so komfortabel nach Schwenningen  gekommen bin.

 

Eine positive Überraschung war auch das Hotel Royal - das trotz seines Namens ein solides Mittelklassehotel ist. In einer alten Villa eingerichtet, gab es auch für mich ein sehr schönes Zimmer. Der Wirt, ein Grieche, war sehr freundlich, für meinen Fahrrad gab es einen Garagen-Stellplatz - und für mich einen  Platz im angegliederten Restaurant. Das Essen war übrigens sehr gut, nicht nur wegen der gebotenen Qualität, sondern wegen der Präsentation. Bekanntlich isst das Auge mit, die meisten griechischen Restaurants, die ich kenne, sind deutlich schlechter. Punktabzug: Es gab keinen Gratis-Ouzo - in Koblenz gehört so etwas zum Standard. Dennoch sind Hotel und Restaurant sehr empfehlenswert.

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